Bewerbungsklischees im Reality-Check

Wiebke Mönning - 30.05.2017

Bewerbungstipps gibt es viele – aber welche davon stimmen?

Bewerbungstipps gibt es viele – aber welche davon stimmen? | Foto: KatarzynaBialasiewicz/Thinkstock

Die Experten

Jannis Tsalikis ist seit 2013 Human Resources Manager beim Medienunternehmen VICE Media, das weltweit Online-Journalismus für junge Zielgruppen betreibt. Er ist Mitinitiator des HR BarCamps und bloggt nebenbei für bessere und modernere HR-Arbeit.

Anne Kaltenstein begann ihre Karriere bei thyssenkrupp im Management Consulting, wo sie den gesamten Recruiting-Bereich aufgebaut und gesteuert hat. Seit Anfang des Jahres arbeitet sie alsSourcing and Recruiting Strategy Expert bei der thyssenkrupp AG.

Bewerbungsbilder müssen zwingend vom Profi sein.

JT: Nein, das ist gar nicht zwingend notwendig, zumal viele dieser Profis sehr altbackene Fotos machen. Auf dem Bewerbungsfoto sollte man die Leute erkennen und vielleicht ein bisschen was vom Wesen sehen. Im Grunde genommen genügt es, sich einmal vor eine weiße Wand zu stellen, zu lächeln und dabei etwas gepflegt auszusehen.

AK: Ja, ein gutes Foto ist grundsätzlich anzuraten. Man sollte auf Bildmotiv und Hintergrund achten und Persönlichkeit zeigen. Das kann ein professioneller Fotograf natürlich am besten einschätzen. Es macht einen positiven Eindruck, wenn man ein hochwertiges Foto hat, das aktuell ist und zeigt, dass man die Branche kennt, in der man sich bewirbt – beispielsweise den Dresscode.

Die Schriftarten Arial oder Times New Roman gehören unbedingt in die Bewerbung.

JT: Auch das ist Blödsinn. Man sollte keine Schnörkelschriften oder Serifenschriften nutzen und auf den Zeilenabstand achten, damit man alles gut lesen kann. Alles, was aus der Norm fällt, behindert das schnelle Überfliegen und Erfassen und damit schadet sich der Bewerber nur selbst.

AK: Es sollte eine gut leserliche Schrift sein, die nicht zu groß und nicht zu klein ist; Punkt 11 oder Punkt 12 sind zu empfehlen. Comic Sans oder verschnörkelte Schriftarten sollte man nicht nehmen. Arial und Times New Roman sind Standardschriftarten, die man gerne nutzen kann – ob man das muss oder es nicht auch andere passende Schriftarten gibt, sei dahingestellt.

Hobbys auf dem Lebenslauf sind wichtig, weil sie Einblicke in die Persönlichkeit geben.

JT: Jein. Sie können von Vorteil sein, wenn man dadurch mehr über den Menschen erfährt. Man sollte dann aber nur die Hobbys aufzählen, die echte Hobbys sind. Dinge wie "Fernsehen, Lesen, Schlafen" kann man sich sparen. Wenn aber jemand zum Beispiel seit zehn Jahren Mitglied einer Handballmannschaft ist, dann ist das eine coole Information für den Personaler.

AK: Teils, teils. Das empfinde ich nicht als Must. Es ist häufig so, dass man auf den CVs eher Hobbys sieht, die sich gleichen. Hobbys sind vor allem dann aussagekräftig, wenn sie von den Klassikern wie Lesen, Sport etc. abweichen. Außerdem sollte man gucken, ob es zur Position passt. Total risikofreudige Hobbys bei einem Job, der das komplette Gegenteil davon ist, sind eventuell weniger förderlich.

Mit Konjunktiv im Anschreiben macht man sich schwach. "Über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch WÜRDE ich mich sehr freuen" geht also gar nicht!

JT: Das ist Quatsch mit Soße. Ein Personaler, der die Korinthe zwischen den Sultaninen sucht, wird mit Sicherheit fündig. Wegen so etwas allerdings mangelnde Selbstsicherheit zu unterstellen, ist Haarspalterei.

AK: Ein Stück weit macht man sich damit schwach, ja. Dann ist es besser, wenn man schreibt: "Ich freue mich über Ihre Einladung" oder "Ich freue mich auf das persönliche Gespräch." Das setzt ein größeres Ausrufezeichen als ein Konjunktiv.

Frauen sollten kein Rot tragen, dafür auf jeden Fall einen Zopf.

JT: Das kann ich nicht bestätigen. Frauen sollten genauso gepflegt wie Männer auftreten und zum Beispiel kein Kaugummi kauen. Gepflegter Auftritt, that’s it. Ob die Kleidung jetzt rot, grün oder blau ist, spielt aus meiner Sicht überhaupt keine Rolle.

AK: Das könnte zum Teil stimmen, weil Rot zu grell sein kann. Nichtsdestotrotz, wenn jemand Rot tragen möchte, weil das für sie/ihn sehr gut passt, ist das für mich kein No-Go. Die Frage nach dem Zopf finde ich irrelevant. Wenn eine Frau ihre Haare sonst immer offen trägt, wird sie mit Zopf nicht die Ausstrahlung haben, die sie sonst hat, weil sie sich damit unwohl fühlt.

Die Frage nach Stärken und Schwächen kommt im Bewerbungsgespräch auf jeden Fall.

JT: Bei mir stimmt das, aber nicht auf so eine plumpe Art. Wenn ich danach frage, dann in der Regel nicht so allgemein, sondern fachbezogen. Das heißt, wenn es sich um eine Personal Assistant handelt, frage ich, bei welchen typischen Aufgabenbereichen sie sich am wohlsten fühlt und wo sie selbst noch Verbesserungspotenzial sieht.

AK: In den meisten Interviews kommt diese Frage vor, weil man Selbstreflexion abfragen möchte und den Bewerber ein Stück besser greifen möchte. Bei professionellen Recruitern kommt diese Frage aber nicht mehr so plump, sondern eher durch situative oder indirekte Fragen. Jeder Bewerber sollte sich also im Voraus darüber Gedanken machen, was er gut kann und was nicht und wie er das im Gespräch auf den professionellen Arbeitskontext bezieht.

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