Kriminalberufe: Ermitteln wie im "Tatort"

Lisa Beitz - 01.07.2019

Arbeiten im Kriminalbereich

An einem Tatort sind viele Berufsbilder gefordert | Foto: Thinkstock/kilukilu

Kriminalberufe: Die Qual der Wahl

Du möchtest gerne in einem Kriminalberuf deine Karriere starten und fragst dich, welche kriminalitische Berufe es eigentlich gibt? Es gibt mehr Kriminalberufe als man glaubt, denn neben den bekannten Berufen des Polizisten / der Polizistin oder des Mordermittlers gibt es eine große Auswahl von polizeiähnlichen Berufen. Kriminalberufe sind zudem häufig Berufe, bei denen man viel mit Menschen arbeitet. Wir stellen dir die Top 10 Kriminalberufe hier genauer vor!

Der Kriminalkommissar

  • Aufgaben: Beamte im gehobenen Kriminaldienst arbeiten in allen Dezernaten des Kriminalbereichs von der Mordkommission bis zum organisierten Verbrechen.
  • Voraussetzung: Abitur oder eine Fachhochschulreife mit einem Notendurchschnitt von mindestens 3,0 sowie gute Englischkenntnisse (Level B1) sind erforderlich. Die Altersgrenze liegt bei 33 Jahren und es gilt eine Mindestgröße von 166 cm (Männer) und 162 cm (Frauen). Außerdem wird die gesundheitliche und charakterliche Tauglichkeit geprüft, beispielsweise durch einen Sporttest und Einzelinterviews.
  • Ausbildung: Fachhochschulstudium zur/zum Kriminalkommissarin/Kriminalkommissar mit Abschluss "Bachelor of Arts". Das sechssemestrige Studium umfasst sowohl Berufspraktika in Polizeidienststellen als auch eine theoretische Ausbildung.
  • Jobchancen/Bedarf: Auf 40 bis 70 Plätze kommen pro Jahr rund 4 000 Bewerbungen. Für Absolventen sind die Karriereaussichten dafür sehr gut.
  • Falsches Tatort-Klischee: Ein neuer Schimanski ist bei der Polizei fehl am Platz. Vielmehr sind Teamplayer mit psychologischem Fingerspitzengefühl gefragt.

Der Forensiker

  • Aufgaben: Forensiker begeben sich auf Spurensuche. Mithilfe von z.B. DNA überführen sie Täter einer Straftat.
  • Voraussetzung: Abitur oder eine Fachhochschulreife, um ein Studium in Angriff nehmen zu können.
  • Ausbildung: Du kannst direkt Forensik studieren oder über einen anderen Studiengang wie z.B. der Naturwissenschaft oder der Informatik deinen Karriereweg zum Forensiker bestreiten.
  • Jobchancen/Bedarf: Der Job ist hart umkämpft. Kannst du nach deinem Studium noch eine Promotion vorweisen, steigen auch deine Berufschancen.
  • Falsches Tatort-Klischee: Forensiker arbeiten hauptsächlich im Labor und nicht vor Ort am Tatort.

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Der Kriminologe

  • Aufgaben: Kriminologen versuchen das Verbrechen vorherzusehen bevor es überhaupt passiert.
  • Voraussetzung: Abitur oder eine Fachhochschulreife, um ein Studium in Angriff absolvieren zu können.
  • Ausbildung: Du absolvierst in der Regel ein Bachelor z.B. in den Studiengängen Rechtswissenschafften, Psychologie, Rechtspsychologie oder Sozialwissenschaften und wählst den Schwerpunkt Kriminologie. Erst im Master kannst du dann den speziellen Studiengang Kriminologie wählen. Nach deinem Bachelor- und Masterabschluss kannst du dich noch für eine Promotion entscheiden.
  • Jobchancen/Bedarf: Dich erwarten gute Jobchancen als Kriminolge. Mit einer Promotion erhöhst du deine Karrierechancen sowie deine Gehaltsaussichten.
  • Falsches Tatort-Klischee: Forensiker werden erst nach einem Verbrechen tätig.

Der Richter

  • Aufgaben: Richter entscheiden über Rechtsbrüche oder Ordnungswidrigen und bestimmten das jeweilige Straßmaß. Dabei fungieren sie als neutrale und unabhängige Streitschlichter.
  • Voraussetzung: Du solltest eine Hochschulzugangsberechgtigung vorweisen können, um das Jurastudium beginnen zu können.
  • Ausbildung: Neben einem abgeschlossenen Jurastudium, absolvierst du das 1. und 2. Staatsexamen und bist danach für maximal fünf Jahre Richter auf Probe.
  • Jobchancen/Bedarf: Da in der Justiz ein Nachswuchsproblem herrscht, stehen deine Chancen als Richter durchstarten zu können sehr gut.
  • Falsches Tatort-Klischee: Richter arbeiten nicht nur im Gerichtssaal, sondern ein Großteil ihrer Arbeit besteht darin, vorher Fallakten zu analysieren und zu bearbeiten. Die Vorbereitung auf einen Fall ist das A und O.

Der Rechtspsychologe

  • Aufgaben: Rechtspsychologen erstellen Gutachten über die Glaubwürdigkeit von Zeugen, beraten Familiengerichte und analysieren die Bedingungen für kriminelles Verhalten. Außerdem können sie in der psychologischen Betreuung innerhalb der Justiz sowie der Aus- und Weiterbildung von Polizisten arbeiten.
  • Voraussetzung: Neben einem abgeschlossenen Psychologiestudium wird meist eine entsprechende Fortbildung zum Rechtspsychologen gefordert.
  • Ausbildung: Die Fortbildung im Bereich Rechtspsychologie erfolgt über die Deutsche Psychologen Akademie und dauert berufsbegleitend knapp fünf Jahre. In dieser Zeit müssen nicht nur regelmäßig Fortbildungen besucht werden, sondern es besteht auch die Pflicht, reale juristische Fälle zu bearbeiten.
  • Jobchancen/Bedarf: Die Stellensituation ist schwer einzuschätzen, da viele der eingesetzten Psychologen nur zeitweise als Gutachter hinzugezogen werden.
  • Falsches Tatort-Klischee: Das Profiling von Tätern oder gar Serienkillern wie in US-Serien ist eher selten. Reine Profiling-Experten gibt es in Deutschland nur wenige.

Der Rechtsmediziner

  • Aufgaben: Auf der einen Seite steht die gerichtlich angeordnete Obduktion zur Klärung von Todesumständen oder die Identifizierung von Leichen. Auf der anderen die Untersuchung von lebenden Personen nach Unfällen oder Straftaten, zum Beispiel beim Verdacht auf medizinische Kunstfehler.
  • Voraussetzung: Notwendig für die Facharztweiterbildung ist die Approbation als Arzt.
  • Ausbildung: Die Weiterbildung zum Facharzt für Rechtsmedizin bzw. Gerichtsmediziner dauert fünf Jahre. Inhalte der Ausbildung sind dabei zum Beispiel die Durchführungen von Obduktionen und die Auswertung von Spuren und Gewebeproben.
  • Jobchancen/Bedarf: Die Rechtsmediziner arbeiten hauptsächlich auf richterliche Anordnung und sind deshalb auch von den umfangreichen Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienst betroffen.
  • Falsches Tatort-Klischee: Beim Tatort werden Rechtsmediziner häufig als Pathologen bezeichnet. In der Realität gibt es da einen klaren Unterschied. Pathologen obduzieren zwar auch, aber nur Rechtsmediziner dürfen im Rahmen von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hinzugezogen werden.

Der Pathologe

  • Aufgaben: Pathologen arbeiten mit den Toten als auch mit den Lebenden. Das Wort Pathologie bedeutet Krankheitslehre, dass heißt, die Aufgaben reichen weit über die Pathologie bis hin zum Labor hinaus. Sie untersuchen Verstorbene mit einer natürlichen Todesursache, aber diagnostizieren auch bei lebenden Menschen Krankheitsbilder und tragen somit zur Krankheitserkennung bei.
  • Voraussetzungen: Notwendig für diesen Beruf ist in abgeschlossenes Facharztstudium.
  • Ausbildung: Der Facharzt für Pathologie ist eine Spezialisierung und schließt sich an das Facharztstudium an.
  • Jobchancen/Bedarf: Für Pathologen gibt es viele Möglichkeiten beruflich Fuß zu fassen, z.B. als Mediziner im Krankenhaus, als Rechtsmedizin bis hin zur Forschung und Lehre.
  • Falsches Tatort-Klischee: Pathologen sind nicht nur für die Toten, sondern auch für die Lebenden zuständig.

Der Justizwachtmeister

  • Aufgaben: Justizwachtmeister sorgen in den Gebäuden von Gerichten oder Justizvollzugsanstalten für Ruhe, Ordnung und Sicherheit. Zudem bewachen sie Zeugen und Gefangene und begleiten diese ins Gericht.
  • Voraussetzungen: Vor Beginn der Ausbildung zum zunächst eine Befähigung für den Beruf festgestellt werden.
  • Ausbildung: Der Beruf wird durch einen 6 bis 12 - monatigen Vorbereitungsdienst erlernt.
  • Jobchancen/Bedarf: Durch Lehrgänge und Fortbildungen kann man sich in dem Beruf immer auf dem neusten Stand halten.

Der Kriminaltechniker

  • Aufgaben: Kriminaltechniker werden eingesetzt, um mögliche Verbrechen und Straftaten von Tätern aufzuklären. Dafür begeben sie sich an einem Tatort auf Spurensuche.
  • Voraussetzungen: Um als Kriminaltechniker arbeiten zu können, musst du zunächste eine fachnahe Ausbildung absolvieren oder z.B. Kriminologie studieren.
  • Ausbildung: Hast du z.B. eine Ausbildungen zum Polizeibeamten, Chemiker oder Techniker, kannst du eine kriminalistische Ausbildung anschließen.
  • Jobchancen/Bedarf: Kriminaltechniker werden an jedem Tatort benötigt, um relevante Spuren eines Verbrechens zu analysieren.

Interview mit Tatort-Gerichtsmediziner und Gefängnisarzt Joe Bausch

Joe Bausch gibt im Kölner Tatort den mürrischen Gerichtsmediziner. Im "richtigen" Leben ist er seit knapp 25 Jahren Arzt in der Justizvollzugsanstalt Werl. Von dem Alltag dort erzählt sein gerade erschienenes Buch Knast.

Welche Eigenschaften haben ein Gefängnisarzt und ein Schauspieler gemeinsam?
In beiden Berufen spielt das Beobachten eine große Rolle. Der Mediziner muss beobachten, um Diagnosen zu stellen, und der Schauspieler muss beobachten, um sich in eine Rolle hineinzufinden. Deshalb würde ich auch sagen, dass der eine Berufe vom anderen profitiert. Nicht umsonst gibt es so viele Ärzte, die auch Schauspieler sind, wie zum Beispiel Maria Furtwängler oder Christiane Paul.

Warum hat der Knast eigentlich im Fernsehen so einen romantischen Touch?
Ganz einfach, niemand würde sich einen Film ansehen, in dem nur Bestien und Langweiler vorkommen. Für die filmische Darstellung des Gefängnisses braucht man einen Helden, der nicht ganz schuldig ist, und klare Feindbilder, wie sadistische Wärter. Nur so bleibt der Zuschauer auf der Seite der Hauptperson.

Die Realität sieht aber ganz anders aus!?
Natürlich! Die Häftlinge bewegen sich auf einem Gelände, das kaum größer ist als ein Fußballplatz. Das Leben hier ist unerträglich langweilig und wenig romantisch. Die Figuren aus dem Fernsehen gibt es im Gefängnis sehr selten und edle Verbrecher schon gar nicht. Deshalb war auch ein Anliegen meines Buches, den Vorhang ein wenig zu heben und einen Einblick in die Realität hinter Gittern zu geben.

Wie oft werden Sie eigentlich von Ihren Kollegen beim Tatort nach Ihrer Expertenmeinung gefragt?
Mich rufen wirklich immer wieder Kollegen an und wollen Tipps für eine Rolle oder ein Drehbuch. Für eine Filmrecherche öffnen ja Gefängnisse nicht einfach ihre Tore. Da braucht es schon Leute, die einen von dieser Atmosphäre erzählen und vielleicht sogar Hinweise geben können, welche Szenen sich gut darstellen lassen.

Können Sie beim Tatortdreh dieses Insiderwissen abschalten?
Nein, ich kann völlig abschalten. Themen wie Knast oder Gerichtsmedizin lassen sich einfach nur schlecht in einem TV-Krimi realistisch darstellen. Ein Testergebnis liegt beim Tatort nach wenigen Minuten vor und in der Realität braucht es dafür Wochen. Aber wenn ich mich darüber aufregen würde, wäre die ganze Freude an einem guten Krimi dahin. Darum trenne ich klar und bleibe ein großer Fan der gepflegten Sonntagabendunterhaltung.

Schaut man im Gefängnis auch den Tatort?
Ja, sicher (lacht). Jeder hat einen Fernseher, entsprechend viele schauen auch den Tatort und diskutieren darüber. Im Knast werden übrigens sehr viele Krimis gelesen. Kriminelle interessieren sich sehr für diese Geschichten und sind ja auch in einem gewissen Maße Spezialisten.

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