Wie wird man eigentlich ... Kreuzfahrtkapitän?

Lisa Beitz - 29.10.2013

Beruf: Kapitän...auf zur See!

Aye, aye, Capt'n - der Beruf als Kreuzfahrtkapitän | Foto: Thinkstock/Heliopix

"Man wird sehr genau auf die Aufgaben als Kapitän vorbereitet"

UNICUM: Herr Gärtner, was haben Sie studiert?
Sven Gärtner: Um mir den Traum von der Seefahrt zu erfüllen, machte ich zunächst eine Ausbildung zum Schiffsmechaniker und anschließend mein Fachabitur/Technik. Mit diesen Abschlüssen in der Tasche schrieb ich mich dann an der Fachhochschule für Seefahrt in Elsfleth ein. Dort absolvierte ich mein Studium mit dem Abschluss Diplom- Wirtschaftsingenieur für Seeverkehr und Diplom-Nautiker.

Und, wie sind Sie dann dazu gekommen, Kreuzfahrtkapitän zu werden? War es schon immer Ihr Berufswunsch?
Ich bin in Nordenham an der Weser aufgewachsen. Dort war ich schon als kleiner Junge aktives Mitglied im Segelclub. Bereits damals wusste ich, dass ich zur See fahren will. Meine Eltern waren von dieser Idee allerdings zunächst nicht sehr begeistert. Sie boten mir im Alter von zwölf Jahren die Möglichkeit, mit einem Küstenmotorschiff von Bekannten mitzufahren, in der heimlichen Hoffnung, dass ich mich langweilen würde und mir den Gedanken von der Seefahrt wieder aus dem Kopf schlage. Aber der Schuss ging nach hinten los und so blieb meinem Berufswunsch stärker als vorher bestehen.

Den Sie auch während ihrer Ausbildung nie aus den Augen verloren haben ...
Eines der sechs Semester meines Studiums verbrachte ich als Austauschstudent an der Polytechnic South West University of Plymouth/England. Um mir mein Studium zu finanzieren, habe ich parallel in den Semesterferien als Matrose auf dem MS Europa gearbeitet. Nach meinem Studium war ich dann zunächst auf dem deutschen Forschungsschiff "Polarstern" unterwegs und lernte dort unter anderem die Eisnavigation. Danach war ich erst als Offizier und ab dem Jahr 2000 als Kapitän auf Expeditions-Kreuzfahrtschiffen unterwegs. In dieser Zeit fuhr ich in die entlegensten Gebiete der Welt, unter anderem in die Antarktis und die Arktis. Während eines Aufenthaltes an Land übernahm ich später dann zunächst die Bauaufsicht für eine 85 Meter lange Privatjacht, die in Emden vom Stapel lief, und anschließend für ein Fünf-Sterne-Expeditions-Kreuzfahrtschiff einer australischen Reederei. Für dieses Schiff übernahm ich danach weitere fünf Jahre als Kapitän das Kommando an Bord. In der Sommersaison bereiste ich unter anderem Papua-Neuguinea, die Solomon Inseln und die Kimberlys an der Nordküste Australiens, sowie im Winter Neuseeland und die Antarktis mit der Ross Sea.

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Ein alter Seebär also!
Ich bin seit mittlerweile 29 Jahren auf den Weltmeeren unterwegs, davon 23 Jahre als Offizier in der Kreuzfahrt tätig und seit 13 Jahren Kreuzfahrtkapitän. Seit 2009 bin ich Kapitän bei AIDA Cruises.

Wie war es für Sie, das erste Mal als verantwortlicher Kapitän ein so großes Schiff zu fahren?
Für mich war und ist diese Verantwortung zu tragen selbstverständlich. Wissen Sie, man wird sehr genau auf die Aufgaben als Kapitän vorbereitet. Und man wird ja nicht einfach Kapitän. Jeder Kapitän ist vor seiner Berufung schon viele Jahre als Offizier und Staff Kapitän zur See gefahren und kennt die Aufgaben und Verantwortlichkeiten sehr genau.

Fahren Sie immer die gleiche Route?
Nein, die Routen ändern sich. Mit AIDA sol bin ich diesen Herbst von Hamburg aus auf Nordeuropa-Reisen unterwegs. Im letzten Jahr sind wir im Sommer die schönsten Häfen in der Ostsee angefahren und waren im Winter auf den Kanaren und Madeira.

"Ich sehe mich als Betriebsleiter auf dem Schiff"

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?
Auf einem Kreuzfahrtschiff müssen alle an einer "Leine" ziehen, damit die Passagiere eine unvergessliche Urlaubszeit verbringen können. Als Kapitän bin ich in letzter Instanz für einen reibungslosen Ablauf an Bord und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Abteilungen verantwortlich. Unsere Crew kommt aus vielen verschiedenen Nationen, aber alle verstehen sich als ein Team. Besonders schön ist es immer wieder, wenn ich persönlich das positive Feedback unserer Gäste nach einem gelungen Urlaub erhalte. Diese gebe ich natürlich gerne am meine Crew weiter.

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Job aus?
Mit dem Bild, das viele Menschen vom Kapitän eines großen Passagierschiffes im Kopf haben, hat meine Arbeit nur bedingt etwas zu tun. Nicht nur der nautische und navigatorische Teil, sondern auch die repräsentative Pflichten, sowie einen sehr großer administrativer Bereich gehören zu meinen Aufgaben. Ich sehe mich als Betriebsleiter auf dem Schiff und dazu gehören die Abteilungen Deck, Hotel, Technik und Entertainment.

Was ist das Schwierigste an Ihrem Beruf?
Als Kapitän bin ich längst nicht mehr nur der Schiffsführer, sondern auch Manager, Ingenieur, Kaufmann, Meteorologe, Umweltschützer und auch ein bisschen Psychologe in einem. Schließlich trage ich die Verantwortung für Gäste, Crew und Schiff. Das ist sicherlich nicht immer leicht, macht aber auch den besonderen Reiz dieses Berufs aus.

Was muss man mitbringen, um Kreuzfahrtkapitän zu werden?
Wenn man bei AIDA Cruises zum Kapitän berufen werden möchte, muss man zunächst einmal sehr viel auf Schiffen fahren und Erfahrungen sammeln um dann das Kapitänspatent zu erhalten. Erst dann kann man von der Reederei auch zum Kapitän ernannt werden. Außer den fachlichen Qualitäten sollte man aber auch keine Scheu davor haben, mal auf einer Bühne aufzutreten und mit den Gästen an Bord zu sprechen. Als Kreuzfahrtkapitän hat man eben auch repräsentative Aufgaben.

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