Spieleentwickler werden: Alle Informationen zum Beruf

Patricia Schmidt - 17.08.2021

Spieleentwickler werden Präsentation

Gamescom: In der Indie GameDev Area präsentieren die Entwickler /-innen ihre Spiele selbst | Foto: TechAcute / Flickr

Spieleentwickler: Eine Definition

Es klingt vielleicht banal, aber es ist so: Spieleentwickler /-in ist, wer in der Entwicklung eines Spiels mitarbeitet. In unserem Fall geht es um Computerspiele bzw. Videospiele für PC, Konsole, mobile Geräte oder Arcade-Automaten. Wer allerdings was macht in der Spieleentwicklung – das ist eine Frage, die differenzierter beantwortet werden muss.

Computerspiele aller Art, ob für PC, Konsole oder für Handy und Tablet, sind komplexe und vielschichtige Werke. Sie erzählen Geschichten, beeindrucken optisch, fesseln akustisch und loten immer wieder die Grenzen des technisch Machbaren aus. Und am Ende sollen sie dem/der Spielenden auch noch Spaß machen. Für jeden dieser Bereiche gibt es Spezialisten /-innen mit jeweils eigenen Tätigkeitsfeldern und Ausbildungswegen. In kleineren Indie-Studios können manche Positionen auf eine Person zusammenfallen; in großen Unternehmen, die AAA-Titel produzieren, ist Ausdifferenzierung angesagt. Generell schadet es aber auch nicht, wenn etwa du als Game-Designer weißt, wie ein /-e Programmierer /-in arbeitet.

Ein Spiel zu entwickeln, ist ein Projekt, das folgende Tätigkeitsfelder umfasst:

  • Game-Designer /-innen
  • Spiele-Produzenten /-innen / Spiele-Producer /-innen
  • Spiele-Programmierer /-innen / Software Engineers
  • Grafiker /-innen / Game Artists / Graphic Artists (Illustratoren /-innen, Modellierer /-innen, Animatoren /-innen etc.)
  • Leveldesigner /-innen
  • Spieletester /-innen / Mitarbeiter /-innen QA
  • Komponisten /-innen, Musiker /-innen und Sounddesigner /-innen / Sound Engineers
  • Autoren /-innen, Sprecher /-innen, Übersetzer /-innen, Lokalisierer /-innen

Im Folgenden werden wir dir die einzelnen Posten vorstellen. Was tut ein /-e Game-Designer /-in ? Wie wird man Spiele-Produzent /-in? Muss man Leveldesign studieren, wie sind die Chancen für einen Quereinstieg als Programmierer /-in? Diese Fragen werden wir dir in den folgenden Berufsprofilen zur Spielebranche beantworten.

Was für Berufe arbeiten in der Spieleentwicklung?

Game-Designer /-innen: Die Spielmacher

Was machen Game-Designer /-innen?

Game-Designer /-innen sind diejenigen, die sich mit dem auskennen, was das Spiel zum Spiel macht und damit etwa vom Film unterscheidet: mit dem Gameplay, mit dem Interaktiven, mit dem Spielgefühl. Sie entwickeln das Spielprinzip und die Spielregeln, stecken aber auch den Rahmen für Szenario, Story und Setting. Kurz: Sie gestalten Spiele inhaltlich. Ihre Rolle ist teilweise vergleichbar mit der von Regisseuren /-innen im Film, daher sind die bekanntesten Namen in der Spieleindustrie auch die von Game-Designern /-innen: Sid Meier, Hideo Kojima oder Roberta Williams etwa. Allerdings trifft dieser Vergleich nur teilweise zu, denn an großen Spieleproduktionen können mehrere Game-Designer /-innen mitarbeiten, die für einzelne Teilbereiche der Entwicklung verantwortlich sind.

"Wir machen ein Spiel, in dem der Spieler ein Gott ist und gigantische Tiere so erziehen muss, dass sie die Einwohner einer Insel dazu bringen, dem Spieler/Gott zu huldigen" – das ist eine Game-Design-Idee von Designer-Legende Peter Molyneux, die das große Ganze eines Spiels umfasst. Aber auch Details wie "Die Trefferpunkte dieser einen Einheit müssen wir um 2,5 Prozent reduzieren, dafür aber ihre Laufgeschwindigkeit um vier  Prozent erhöhen, damit die Spielbalance stimmt" haben Game-Designer im Blick.

Wie wird man Game-Designer /-in?

In den Anfangstagen der Videospiele waren Game-Designer (damals waren das fast ausschließlich Männer) auch die Programmierer und Grafiker eines Spiels. Spielidee ausgedacht und umgesetzt – fertig. Bei heutigen Produktionen ist das kaum noch machbar. Darum ist es schwierig, sich die Fähigkeiten des Game-Designs autodidaktisch anzueignen. In kleinen Indie-Studios, die nicht oder nur zweitrangig kommerziell arbeiten, sind Game-Designer /-innen oft gleichzeitig auch für die Programmierung, die Produktion, das Projektmanagement oder andere Aufgaben zuständig. Der Weg des "learning by doing" führt hier also tatsächlich über ganz konkrete Spieleprojekte, die auf anderen relevanten Fähigkeiten fußen. Oder du entwickelst eine Spielidee und versammelst dann ein motiviertes Team um dich, das diese Idee technisch und grafisch umsetzt.

Seit den 2000er Jahren gibt es in Deutschland eine wachsende Zahl an (meist privaten) Hochschulen und Fachschulen, die Qualifikationen und Ausbildungen in Game-Design anbieten. Die Games Academy in Berlin, die 2000 gegründet wurde, war die erste auf Computerspiele spezialisierte Schule in Europa. Mittlerweile gibt es aber auch öffentliche Hochschulen, die entsprechende Studiengänge anbieten. Die Hochschule Harz etwa bietet im sachsen-anhaltinischen Wernigerode den Master-Studiengang "Medien- und Spielekonzeption" an. Spezialisierungsmodule wie "Crossmediale Strategien", "Storytelling, Dramaturgie, Rhetorik" und "Evaluation der Mensch-Maschine-Interaktion (MMI)" geben einen Einblick, wie vielfältig die Arbeit von Game-Designern /-innen ist.

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Spiele-Produzent /-in: Die Kreativität-Geld-Schnittstelle

Was macht ein /-e Games-Produzent /-in?

Ähnlich wie beim Film haben auch in der Spieleentwicklung die Produzenten/ -innen das letzte Wort bei wichtigen Entscheidungen, denn sie sind die Verantwortlichen dafür, dass das Produkt fertig wird. Dazu gehört, Arbeitsabläufe zu organisieren, Fortschritte sicherzustellen und Geld reinzuholen und zu verwalten.

Das Geld kommt oft vom Publisher, und der will natürlich Fortschritte sehen. Darum handeln Produzenten /-innen sogenannte Meilensteine aus. Solche Meilensteine können etwa sein: Nach einem Monat steht das Charakterdesign für die Hauptfigur, nach zwei weiteren Monaten sind auch das 3D-Modell und die Animationen der Figur fertig. Andernfalls gibt es kein Geld.

Produzenten /-innen, die auch Producer genannt werden, haben auch die Wirtschaftlichkeit eines Spiels im Auge. Daher bremsen sie manchmal die Kreativität der Entwickler /-innen. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein: So sorgen sie dafür, dass ein Spiel überhaupt fertig wird, dass es für die Spieler /-innen zugänglich ist, und stellen die Weichen dafür, dass das Spiel ein Erfolg werden kann.

Wie wird man Spiele-Produzent /-in?

Der Quereinstieg in die Spiele-Branche kann gelingen, wenn du Erfahrung in der Produktion von medialen Produkten und/oder Spiele-Design oder -Entwicklung hast. Projektmanagement und betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind hierbei ebenfalls wichtige Kompetenzen.

Diverse Studiengänge zur Spieleentwicklung bieten eine Projekt-/Produkt-Management- bzw. Game-Production-Vertiefung an. Beispiele: Der Studiengang "Games Development" der privaten S4G School 4 Games in Berlin kann entweder mit dem Schwerpunkt "Game Design" (siehe oben) oder eben "Game Production" absolviert werden. Die öffentliche Fachhochschule Trier bietet den B.Sc.-Studiengang "Informatik – Digitale Medien und Spiele" an, der ebenfalls zur Game Production qualifizieren soll.

Programmierer /-in: Die Wahr-werden-Lasser

Was macht ein /-e Spieleprogrammierer /-in?

Videospiele entstehen, wie jedes Computerprogramm, indem sie jemand programmiert. Waren Programmierer /-innen und Game-Designer /-innen bis in die 90er Jahre hinweg in der Regel noch eine Person, hat sich das mittlerweile differenziert in der Industrie. Game-Design ist der kreative Teil der Arbeit, Programmierung der handwerkliche. Programmierer /-innen setzen die Ideen der Designer /-innen um und entwickeln Tools, damit etwa Leveldesigner /-innen und Grafiker /-innen komfortabel arbeiten können. Damit leisten sie nicht nur die konkrete technische Umsetzung der Spielideen, sondern sorgen auch für optimale Arbeitsabläufe im Team.

Das bedeutet aber nicht, dass programmieren keine kreative Aufgabe wäre. Es erfordert viel Einfallsreichtum und Gehirnschmalz, Ideen auf dem Computer wahr werden zu lassen und immer wieder auftretende Probleme zu lösen.

Spieleprogrammierer /-innen kennen sich mit Programmiersprachen und Hardware-Software-Schnittstellen aus sowie mit Skriptsprachen. Der Umgang mit Spiele- bzw. Grafik-Engines gehört ebenfalls zum Handwerk dieses Berufs.

Wie wird man Spieleprogrammierer /-in?

Wer Software programmieren kann, kann auch Spiele programmieren – theoretisch. Viele Spiele werden heute nicht direkt in einer Programmiersprache geschrieben, sondern in einer speziellen Game-Engine, die ihre eigenen Tücken und Vorteile hat. Für einen erfahrenen Fachmann bzw. eine erfahrene Fachfrau ist das aber natürlich kein Hindernis. Dennoch kann es nicht schaden, wenn du dir unterschiedliche Spiele-Engines und Programmiersprachen ansiehst und dich auf eine oder zwei spezialisierst. Denn Experten /-innen sind in der Branche stärker gefragt als Allrounder.

Wo kriegt man denn diese Expertise her, die gefordert wird? Programmieren ist eine typische autodidaktische Tätigkeit. Früher stärker, aber auch heute noch rekrutieren sich viele Programmierer /-innen aus der Hacker-, Cracker- und Demoszene. Auch ein großer Anteil an Indie-Spielen stammt aus der Feder bzw. der Tastatur von Hobby-Entwickler /-innen. Spiele-Engines wie Unity sind verhältnismäßig einfach zu erlernen und sind dabei dennoch hochprofessionelle Werkzeuge. Das erleichtert den Einstieg in die Spieleentwicklung. Doch allzu leicht ist auch das nicht: Auch mit Unity braucht man einige Monate bis zum ersten Spiel. Leidenschaft und Durchhaltevermögen sind also Grundvoraussetzungen.

Selbstverständlich kannst du auch Informatik studieren oder eine Ausbildung in Fachinformatik machen. Das Studium wird von fast allen Universitäten und sehr vielen Fachhochschulen im ganzen Land angeboten. Dort lernst du nicht nur zu programmieren, sondern auch die wissenschaftlichen, theoretischen Grundlagen der Informationsverarbeitung. Stärker praxisorientiert ist die Ausbildung zum Fachinformatiker / zur Fachinformatikerin (Softwareentwicklung), die du in vielen Unternehmen und an zahlreichen Bildungsträgern absolvieren kannst.

Grafiker /-innen: malen, modellieren, animieren

Was macht ein /-e Grafiker /-in?

Grafiker /-in oder artist ist ein vielfältiges Tätigkeitsfeld. Es umfasst alle Arbeitsschritte, die etwas mit der sichtbaren Gestaltung der Spielwelt und ihrer Bewohner /-innen zu tun haben. Das fängt bei groben Skizzen für Charakterentwürfe und Storyboards an, geht weiter über detaillierte 2D-Illustrationen, die dann in 3D-Modelle umgewandelt werden müssen und hört noch nicht auf, wenn diese Modelle animiert werden. Jedes Objekt in der Spielwelt muss entworfen und gestaltet werden, vom Planeten zerstörenden Raumschiff bis runter zum vergessenen Teddybären hinterm Sofa.

Je größer das Team ist, umso stärker ist auch hier die Spezialisierung: Es gibt 2D-Illustratoren /-innen und es gibt diejenigen, die sie in die dritte Dimension hieven, und wieder jemand anders erweckt sie mit Bewegung zum Leben. Es gibt Spezialisten /-innen für menschliche Gesichtsanimationen und es gibt Leute, die gestalten in einem Spiel ausschließlich Innenräume oder nur die Waffen.

Das Feld Grafik wird in vielen Studios zumindest in Teilen outgesourct. Das heißt, es werden externe Firmen damit beauftragt, die Objekte zu erstellen, die dann die eigenen Leveldesigner /-innen schließlich verwenden können. Auch gibt es Firmen, die sich auf die Herstellung von sogenannten Assets spezialisiert haben. Das heißt, sie modellieren z. B. Bäume, Gebäude oder Einrichtungen, die die Spielestudios nur einzukaufen und eventuell leicht zu verändern brauchen.

Wie wird man Grafiker /-in?

Das Feld der grafischen Gestaltung ist auch ein typisches Feld für Autodidakten und Autodidaktinnen. Gerade, was die zweidimensionale Darstellung, das Entwerfen, Zeichnen, Malen und Illustrieren angeht, heißt es: Übung macht den Meister. Du kennst das vielleicht von Tattoostudios: Da gibt es so viele tolle Künstler /-innen, aber auf einer Designhochschule waren wohl die wenigsten von ihnen.

Dennoch gibt es gute Gründe, eine solche zu besuchen. Hier lernst du unterschiedliche Gestaltungstechniken, -stile und -materialien kennen. Das erweitert deinen kreativen Horizont enorm. Gleichzeitig erweitert es deine Einsatzmöglichkeiten.

Auch hier gibt es wieder Studiengänge, die speziell auf die Spieleentwicklung zugeschnitten sind. Hier stehen dann Charakterdesign, Benutzeroberflächen, 3D-Modellierung und Animation im Vordergrund. Denn wenn du weißt, dass du Spieleentwickler /-in werden willst, musst du nicht erst lernen, wie man Bücher gestaltet. Aber gerade die 3D-Modellierung mit der entsprechenden Software ist ein langwieriger Lernprozess, da sie nicht so intuitiv funktioniert wie etwa das Zeichnen mit einem Stift.

Ein weiterer Weg ist der Einstieg über ein Studium der 3D-Animation, der nicht unbedingt beim Film oder in der Werbung enden muss, sondern eben auch zur Spieleentwicklung führen kann.

Leveldesigner /-in: Welten erschaffen

Was macht ein /-e Leveldesigner /-in?

Auch wenn viele Spiele heute nicht mehr klassisch in Levels aufgeteilt sind, sondern dich in eine open world eintauchen lassen: Leveldesigner /-innen sind immer noch überall am Werk. Denn auch eine offene Spielwelt muss erdacht, entworfen, erstellt und mit Leben gefüllt werden. Ein beliebter Vergleich ist der zwischen Leveldesign und Bühnenbild, Landschaftsgestaltung sowie Architektur – nur eben virtuell.

Leveldesigner /-innen treiben auch die Story eines Spiels voran. Zum einen betreiben sie indirektes Storytelling, indem etwa Landschaften für sich sprechen: Die Ruinen am Horizont – wer hat sie erbaut, warum sind sie untergegangen? Dieses Skelett in der Ecke – jemand ist vor mir schon hier gewesen und war nicht vorsichtig genug!

Aber auch gescriptete Ereignisse einzubauen und zu inszenieren fällt unter die Aufgabe eines/einer Leveldesigners /-in.

Wie wird man Leveldesigner /-in?

Leveldesigner /-innen arbeiten in erster Linie mit Spiele-Engines und Leveleditoren. Sie müssen keine Meisterprogrammierer /-innen sein, aber sicher beim Coden und Scripten zu sein, bringt sie erheblich weiter.

Da Leveldesigner /-innen Gestaltung und Technik vereinen, empfiehlt es sich eines von beidem zu lernen bzw. zu studieren und sich das andere ebenfalls beizubringen, also z. B. Grafik oder Design zu studieren und sich den Umgang mit Unity beizubringen oder andersherum Informatik zu studieren und mit diesen Fähigkeiten eigene Levels und Welten zu gestalten.

Games-orientierte Studiengänge an privaten und öffentlichen Hochschulen bieten oft Spezialisierungen in Leveldesign an. Mindestens ist Leveldesign aber meist ein Modul im Game-Design-Studium.

Spieletester /-in: Qualitätskontrolle

Was macht ein /-e Spieletester /-in?

Spieletester /-innen stehen in der Spieleentwicklung, zumindest was die Bezahlung angeht, unten in der Hierarchie. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie entbehrlich sind, im Gegenteil! In modernen Spielen greifen so viele Systeme ineinander, dass eine kleine Änderung das ganze Spiel aus der Balance bringen oder gar unspielbar machen kann. Fast während des gesamten Entwicklungsprozesses muss daher getestet, verbessert und wieder getestet werden.

Die Abteilung, in der Spiele getestet werden, heißt daher auch QA – Quality Assessment, also Qualitätskontrolle.

Immer mehr Spiele gehen heute in eine öffentliche geschlossene oder offene Beta-Phase, in der Spieler /-innen den Entwickler /-innen vor der "richtigen" Veröffentlichung Feedback geben können.

Wie wird man Spieletester /-in?

Um Spieletester /-in zu werden, braucht es keine spezielle Ausbildung. Du solltest dich aber gut mit Spielen auskennen, und wenn du dich auch mit Programmierung, Game-Design und Hardware auskennst, ist dein Report umso wertvoller.

Komponisten /-innen und Sounddesigner /-innen: Für die Klangfülle

Was macht ein /-e Komponist /-in und ein /-e Sounddesigner /-in?

Nicht nur Fans von Final Fantasy wissen, dass es oft die Musik ist, die ein Spiel unvergesslich macht. Ein gelungener Soundtrack kann die Stimmung einer Szene verstärken, ja manchmal ist es gerade erst die Musik, die die Stimmung erzeugt. Waren es bis in die 90er Jahre hinein noch die typischen Pieps-, Dudel- und Knarzklänge der damaligen Computerspielsysteme, setzen heutige Games auf vollwertige Orchesterkompositionen.

Sounddesigner /-innen erstellen die Geräusche, die im Spiel vorkommen. Das kann kreativ-abstrakt sein: Bis heute erzeugt das sabbernde Fauchen der Alienrasse Zerg in "StarCraft" bei vielen noch ein Gefühl des Ekels. Oder auch authentisch: Die Waffen in "Call of Duty" sehen nicht nur aus wie ihre realen Vorbilder, sie klingen auch so.

Wie wird man Komponist /-in oder Sounddesigner /-in?

Hier gibt es kaum spezielle Ausbildungswege für die Spieleentwicklung. Wer Geräusche und Musik für (Trick-)Filme machen kann, kann dies auch für Computerspiele. Die Arbeitsabläufe sind andere, die Anforderungen auch nicht ganz identisch, aber der gewünschte Effekt ist derselbe. Der Weg führt über die Autodidaktik, ein Musikstudium oder eine Ausbildung bzw. ein Studium zum /-r Ton-/Sound-Ingenieur /-in.

Weitere Tätigkeitsfelder: Autoren /-innen, Sprecher /-innen, Übersetzer /-innen, Lokalisierer /-innen

Was machen die alle?

Machen wir uns nichts vor: Spiele können fesseln, überraschen und amüsieren. Aber ganz große Kunst in Sachen Dialoge und Storytelling sucht man immer noch mit der Lupe. Das liegt daran, dass professionelle Autoren /-innen eher selten engagiert werden. Die Geschichte und die Dialoge liegen meist in den Händen der Game-Designer /-innen. Klar, die vielen gesprochenen und geschrieben Texte muss jemand schreiben. Aber das Bewusstsein dafür, dass das jemand tun sollte, der professionell mit Sprache umgeht, ist in der Spiele-Branche nicht so ausgeprägt. Gute Chancen hat ein Autor / eine Autorin, wenn sie Erfahrung im Spieldesign oder einer anderen der hier genannten Fähigkeiten mitbringt.

Apropos gesprochene Texte: Diese werden im Idealfall von professionellen Schauspielern eingesprochen. Im weniger idealen, aber durchaus häufigen Fall vom Team, deren Freunden und den Putzkräften.

Und dann müssen Texte ja noch übersetzt werden. Dafür gibt es bei den großen Unternehmen eigene Teams, für kleinere Studios gibt es Dienstleistungsunternehmen, die das übernehmen. Dazu gehört auch ein wenig technisches Knowhow, da im Spiel Text und Sprache mit dem Gameplay verzahnt sind.

Oft übernehmen diese Firmen auch die Lokalisierung, also die Anpassung an ausländische Zielmärkte, die über die Sprache hinausgeht. So tragen weibliche Spielfiguren in ein und demselben Spiel in der Version für den Nahen und Mittleren Osten nicht ganz so freizügige Kleidung, wie sie es in Japan oder Europa tun.

Voraussetzungen

Begeisterung für Computerspiele bringst du höchstwahrscheinlich schon mit, wenn du dich für Spieleentwicklung interessierst. Eine weitere Grundvoraussetzung ist Teamfähigkeit. Technisches Verständnis und Kreativität sind ebenfalls erforderlich; wie viel davon, hängt davon ab, welchen Beruf in der Spieleentwicklung du anstrebst.

Auch die Art und Dauer der Ausbildung hängt vom jeweiligen Beruf ab. Die berufliche Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung (Fachoberschulreife vorausgesetzt) dauert drei Jahre. Das (Medien-)Informatikstudium kannst du ebenfalls nach drei Jahren mit dem Bachelor abschließen, aber die Regel sind fünf Jahre bis zum Master.

Ausbildungen und Studiengänge in Game-Design dauern in der Regel zwischen zwei und dreieinhalb Jahren.

Für Spieletester /-innen gibt es keine formale Ausbildung, aber es braucht wesentlich mehr als nur die Freude am Spielen: Hier sind analytisches Denken, Konzentrationsfähigkeit und technisches Verständnis gefragt.

Gehalt: So viel verdienst du in der Spieleentwicklung

Da in der Spieleentwicklung ganz unterschiedliche Berufe arbeiten, ist auch die Frage nach der Entlohnung nicht pauschal zu beantworten. In erster Linie hängt das Gehalt für Spieleentwickler /-innen von folgenden fünf Faktoren ab:

Wie groß ist das Unternehmen, in dem du arbeitest?

  • Große Studios zahlen in der Regel mehr als kleine Indie-Teams

Deine Berufserfahrung und Position

  • Mit der Berufserfahrung und Verantwortung wächst auch dein Lohn, zum Teil in beträchtlichem Maße

Deine konkrete Aufgabe

  • Im Schnitt verdienen Programmierer / -innen mehr als Grafiker /-innen, die wiederum mehr verdienen als Spieletester /-innen

Das Land, in dem du arbeitest

  • In den USA etwa ist das Einstiegsgehalt niedriger als in Deutschland, dafür kann das Gehalt für Senior-Spieleentwickler /-innen um einiges höher ausfallen als hierzulande

Dein Geschlecht

  • Männer verdienen in der Branche im Gesamtschnitt immer noch mehr als Frauen, auch wenn sich das langsam zu ändern scheint

Gehalt als Spieleentwickler: Einstiegsgehalt und Gehaltsprogression

Einstiegsgehälter liegen zwischen monatlich 2.000 Euro brutto in kleineren Spielestudios und 4.500 Euro in großen Konzernen. Im Jahr macht das also zwischen 24.000 Euro und 54.000 Euro brutto im Jahr. Auch die Tätigkeit spielt dabei eine Rolle: Wer als Spieletester /-in startet, bekommt weniger als jemand, der bereits an zwei Unity-basierten Spieleprojekten programmiert hat.

Die Progressionskurve ist dabei ziemlich steil. Wer aus dem Junior-Entwickler-Level raus ist, kann mit steil steigendem Gehalt rechnen. Ein Programmierer bei Blizzard berichtete etwa auf Twitter, wie er im Jahr 2000 mit einem Jahresgehalt von 45.000 Dollar in der Branche gestartet ist. Zwanzig Jahre später ist er in leitender Position angestellt und bekommt 235.000 im Jahr.

Das ist allerdings ein Ausreißer nach oben. Das Durchschnittsgehalt für Spieleentwickler /-innen in Deutschland liegt bei 41.000 Euro brutto im Jahr.

Berufsaussichten: Ein Blick auf den Arbeitsmarkt

Im Corona-Jahr 2020 hat die deutsche Games-Industrie einen Umsatzrekord aufgestellt: 8,5 Milliarden Euro wurden mit Spielen erwirtschaftet. Das sind 32 Prozent mehr als im Vorjahr! Auch in den Jahren zuvor wuchs der Umsatz. Weltweit betrachtet ist die Spielebranche der größte Sektor in der Unterhaltungsindustrie. Mit 145,7 Mrd. US-Dollar 2019 erwirtschafteten Computerspiele mehr als doppelt so viel Geld als Kino (42,5 Mrd.) und Musikgeschäft (20,2 Mrd.) zusammen! Der Mobile-Sektor ist dabei auch in Deutschland, wie auch anderswo, der stärkste Wachstumsmarkt.

Gute Aussichten für Spieleentwickler also? Nicht ganz. Zumindest nicht in Deutschland.

622 Unternehmen gab es 2020, die ihr Geld mit Computerspielen verdienen, sei es durch Entwicklung oder Vermarktung. Allein die 35 größten Firmen, darunter Nintendo und Ubisoft beschäftigen die Hälfte der 10.071 Menschen, die in Deutschland mit Games ihr Geld verdienen. Das heißt, die meisten arbeiten in kleinen Indie-Studios, die nicht selten auf Förderungen aus Medienfonds der Bundesländer oder der EU angewiesen sind.

Obwohl die Umsätze hierzulande steigen, sinkt die Zahl der Beschäftigten. Die 10.071 sind vier Prozent weniger als 2019, und da ist die Zahl auch schon gesunken. In Kanada hingegen arbeiten 27.700 Menschen in der Branche – bei knapp der Hälfte der Einwohner. Dort subventioniert der Staat die Spieleentwicklung stark, weswegen viele Konzerne ihre Entwicklerstudios dorthin verlegen. Daher zieht es auch viele Spieleentwickler aus Deutschland nach Kanada. Oder in die USA, wo die Aufstiegschancen ebenfalls sehr hoch sind.

Arbeitsbedingungen: Vorsicht vor dem Crunch

Die meisten Spieleentwickler /-innen brennen für ihren Job. Sie haben aus ihrer Leidenschaft ihren Beruf gemacht. Leider hört man immer wieder – und das schon seit den Anfangstagen der Computerspiele –, dass sie sich dafür allzu sehr aufopfern: Unbezahlte Überstunden, keine Wochenenden, ja, sogar tage- und nächtelanges Durcharbeiten mit wenig oder ganz ohne Schlaf. Dieser sogenannte "Crunch" kann sich über Wochen und Monate hinziehen.

Das ist vielleicht noch vertretbar, wenn das ganze Team das freiwillig macht, um den Traum vom eigenen Spiel zu verwirklichen. Was gar nicht geht, ist, wenn der Arbeitgeber die Mitarbeiter /-innen zu solchen Arbeitsbedingungen zwingt oder nötigt: Wer nicht mitmacht, wird eventuell nicht voll ausbezahlt, weil der Lohn an die Finalisierung des Projektes geknüpft ist. Oder der/die Mitarbeiter /-in wird dann nicht in den Credits des Spiels erwähnt und kann somit keine Referenzen für andere Arbeitgeber vorweisen.

Hin und wieder machen (ehemalige) Spieleentwickler /-innen auf diese Missstände aufmerksam – oder ihre Frauen. Der Blog "Rockstar Spouse" etwa startete mit einer Art offenem Brief, in dem eine Frau anprangerte, wie das Studio Rockstar ("GTA", "Read Dead Redemption") mit ihren Mitarbeiter /-innen, von denen ihr Mann einer war, umging. Dennoch scheint ein Umdenken in der Branche noch auszubleiben.

Überblick: Spieleentwickler werden

  • Spieleentwicklung ist ein fachlich ausgesprochen diverses Feld, unter dem unterschiedlichste Berufe zusammengefasst werden. Was sie verbindet, ist, das sie gemeinsam an etwas arbeiten: an einem Computer- oder Videospiel.
  • Als Kreativbranche ist die Spieleindustrie offen für Quereinsteiger /-innen. Es zählt weniger dein Zeugnis als vielmehr das, was du drauf hast.
  • Studiengänge, die auf die unterschiedlichen Aspekte der Spieleentwicklung ausgelegt sind, vermitteln aber durchaus fachliches Knowhow, bieten Möglichkeiten, Projekte zu verwirklichen, und eröffnen Perspektiven.
  • Die Arbeitsumgebung kann ganz unterschiedlich aussehen: Vom Ein-Mensch-Projekt, das am Wochenende  und nach Feierabend verwirklicht wird, bis zum Milliarden-Dollar-Projekt mit 900 Menschen ist alles möglich.
  • Die Branche in Deutschland ist sehr klein. Der Arbeitsmarkt schrumpft trotz wachsender Umsätze; viele Spieleentwickler /-innen gehen deshalb ins Ausland.

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