5 Jobs ohne Zukunft

Sebastian Wolking - 22.09.2016

Jobs ohne Zukunft

Diese Karrierewege könnten in einer Sackgasse enden | Foto: Thinkstock/WaltStoneham

Bankkaufleute

Solide, solider, Bankkaufmann – der Dreiklang klingt zwar holprig, war aber immer so sicher wie das Gold in Fort Knox. Früher mal. Heute stehen die Banken vor großen Veränderungen. Dass Automatisierung für sie oberste Priorität hat, sagen laut einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Ernst & Young 67 Prozent der deutschen Banken. Drei von fünf planen aktuell, ihren Personalbestand zu reduzieren; nur 14 Prozent wollen dagegen zusätzliche Mitarbeiter einstellen.

Zuletzt hatte die Deutsche Bank angekündigt, deutschlandweit 188 Filialen dichtzumachen. 3.000 Vollzeitstellen fallen vermutlich weg. Auch langfristig sind die Perspektiven für Bankkaufleute nicht mehr so rosig. Fintech-Start-ups sprießen wie Pilze aus dem feuchten Waldboden und bieten die gleichen Dienstleistungen wie die etablierten Bankhäuser an – nur eben schneller und günstiger. Zwar brauchen auch die Fintechs Personal, aber eher Informatiker, Marketingmitarbeiter oder Finanzanalysten – keine ausgebildeten Bankkaufleute.

Oxford-Wissenschaftler haben berechnet, dass das Risiko für Bankangestellte, in den kommenden 20 Jahren von Computern ersetzt zu werden, bei exorbitanten 97 Prozent liegt.

  • Risiko: 97 Prozent

Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA)

Pharmazie-Studenten und alle, die es werden wollen, können aufatmen: Apotheker werden so schnell nicht aussterben. Ihr Risiko, alsbald von einer Maschine ersetzt zu werden, beträgt laut Oxford-Prognose lächerliche 1,2 Prozent. Ob aber auch in zehn Jahren noch genauso viele Mitarbeiter zwischen den Traubenzuckerstangen und Aspirin-Schachteln herumwuseln werden, steht auf einem ganz anderen Beipackzettel.

Mittlerweile gibt es Kommissionierautomaten, die Schachteln und Blister fehlerlos ausspucken. Die Beratung in der Apotheke könnten in Zukunft Helfer-Bots übernehmen, die bargeldlose Zahlung am SB-Terminal Alltag sein. All das riecht nach großen Risiken und Nebenwirkungen für die PTA, die Apotheker in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.

Hoffnung gibt es aber trotzdem: Menschen lassen sich (noch) nicht so gerne von Automaten, dafür umso lieber von anderen Menschen beraten. Und Medikamente sind eine eher beratungsintensive Angelegenheit. Vielleicht leben totgesagte PTAs also doch noch länger …

  • Risiko: 92 Prozent

Fremdsprachensekretäre/Fremdsprachenkorrespondenten

Gib doch einfach mal folgenden Satz in die Suchmaske von Google Translate ein: "Das Automatisierungsrisiko für Fremdsprachensekretäre liegt bei 89 Prozent". Schwuppdiwupp erscheint dann dieser: "The automation risk for foreign language secretaries is 89 percent." Gar nicht mal schlecht, die Übersetzung der Suchmaschinenkünstler. Und sie zeigt, wohin die Reise geht. Übersetzungssoftware wird immer ausgeklügelter, immer raffinierter, immer besser.

Deep Learning nennt sich die Zaubertechnologie, mit der Computer quasi eigenständig immer mehr dazulernen – gerade bei Sprachen ist das Gold wert. Schon heute sind Fremdsprachenkenntnisse weniger existenziell als früher. Wer in einem fremden Land unterwegs ist, übersetzt schnell per App. Die Google-Translate-App ermöglicht es Nutzern beispielweise, Straßenschilder, Bedienungsanleitungen oder Preisschilder mit dem Smartphone-Kamera einzuscannen und sich das Geschriebene in Echtzeit in die Muttersprache übersetzen zu lassen. Nicht mal eine Internet-Verbindung ist dafür noch notwendig.

Die Ing-Diba-Bank hat eine Wahrscheinlichkeit von 89 Prozent ermittelt, dass Fremdsprachenkorrespondenten und Fremdsprachensekretäre in Zukunft von Maschinen abgelöst werden. Demnach sind in Deutschland von 2,15 Millionen Beschäftigten in diesem Bereich 1,9 Millionen Arbeitsplätze gefährdet. Alarmstufe Rot!

  • Risiko: 89 Prozent

Archivare

Dem Archivar haftet etwas Verstaubtes an. Er gilt als jemand, der in muffigen Magazinen umherwandert und aus riesigen Lagerbeständen treffsicher die richtigen Bücher, Akten, Urkunden, Karten oder Mikrochips herauszieht. In Wahrheit aber ist er längst in der Moderne angekomen. "Das Archivwesen erlebt einen Umbruch, wie es ihn seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr gegeben hat", hat Robert Kretzschmar, Chef des Landesarchivs Baden-Württemberg, schon 2015 beim Deutschen Archivtag in Karlsruhe gesagt.

Das birgt Gefahren. Denn das Wissen der Menschheit wächst und wächst und wächst mit jeder Sekunde; Cloud Computing bietet sich an, die riesigen Datenmengen dezentral zu speichern, teilweise schon in Echtzeit zu synchronisieren. Anbieter wie Google und Amazon dringen mit ihren Storage-Lösungen längst in das Hoheitsgebiet von Museen und Bibliotheken vor – und machen damit auch den Archivaren Konkurrenz.

Aber nicht so schnell: Kurzfristig wird das Arbeitspensum der Archivare eher noch zunehmen. Denn zunächst einmal müssen die gewaltigen Bestände ja digitalisiert werden. Und wer sichert eigentlich all die mobilen Daten für die Nachwelt? Viele Zeitzeugnisse des frühen Internet-Zeitalters (alte Webseiten zum Beispiel) sind schon unwiderruflich futsch, das sollte fortan vermieden werden. Deshalb: Sicher ist, dass nichts sicher ist. Vielleicht sterben Archivare aus. Vielleicht verlassen sie auch nur ihr altes Habitat – und setzen sich in Zukunft noch häufiger vor den Monitor.

  • Risiko: 76 Prozent

Zahnarzthelfer

Wer unbedingt Arzt werden will, der sollte ruhig – Wartesemester hin oder her – seinem Herzen folgen. Und dem allgemeinen Trend, denn Mediziner haben den Prognosen zufolge noch immer eine sehr hohe Lebenserwartung. Die Ing-Diba-Bank hat ausgerechnet, dass von 241.500 Ärzten in Deutschland – darunter auch viele Zahnärzte – nur 3.100 Stellen in absehbarer Zukunft von Maschinen ersetzt werden könnten. Das ist gerade mal ein einsames Prozent.

Für die übrigen Mitarbeiter in der Praxis hingegen könnte es zu ernsten Komplikationen kommen. Das Risiko für zahnmedizinische Fachangestellte (früher: Zahnarzthelfer) zum Beispiel liegt laut Ing-Diba schon bei 42 Prozent, laut Oxford-Vorhersage sogar bei 51 Prozent. Denn: Sie geben Daten ein, koordinieren Termine, fertigen Zahnersatz an, rechnen mit Krankenkassen ab: Aufgaben, die Computer (inklusive 3D-Drucker) übernehmen könnten.

Ihr großer Vorteil allerdings: Zahnarzthelfer klären auf, sind einfühlsam, beruhigen Angstpatienten, halten auch mal Händchen. Und das ist eine Aufgabe, die so schnell kein Automat übernehmen kann. Für alle Interessenten gilt also: Die Entwicklung im Blick behalten!

  • Risiko: 42 bis 51 Prozent

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