Prüfingenieur /-in: Anforderungen an den Job

21.10.2014

Aufgaben Prüfingenieurs

Penibles Kontrollieren ist Kernaufgabe des Prüfingenieurs | Foto: Thinkstock/monkeybusinessimages

Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten als Prüfingenieur

Er schwingt sich in den Wagen, lässt den Motor an und hupt kurz. Binnen Sekunden rattern unzählige Fragen durch seinen Kopf. Gehen alle Warnlampen wieder aus? Ist die Frontscheibe heil? Sind die Sitze und das Lenkrad in Ordnung? Während er den Audi A3 1,9 TDI nach vorne setzt, betätigt er die Scheibenwischanlage. Der prüfende Blick nach hinten, in den in der Ecke angebrachten Spiegel, lässt den ersten Mangel erahnen: Das Bremslicht hinten links funktioniert nicht. Während der Halter des Fahrzeugs an diesem Punkt etwas nervös wird, bleibt Mike Hugot gelassen. Für ihn ist das Routine – es ist sein Job.

Der 29-Jährige ist Prüfingenieur bei DEKRA Automobil. Hauptuntersuchungen sind sein Tagesgeschäft, ebenso wie Sicherheitsprüfungen oder Änderungsabnahmen. Aber auch Oldtimerbegutachtung, ADR für Gefahrguttransporte oder die Vergabe des DEKRA-Siegels im Gebrauchtwagenbereich gehören zu seinen Aufgaben. Deshalb musste Hugot neben dem normalen Pkw-Führerschein auch eine Fahrerlaubnis für Lkw, Traktor und Motorrad vorweisen. "Die kann man aber auch noch während der Ausbildung machen", sagt er.

Prinzipiell starten Neulinge bei DEKRA mit der achtmonatigen Ausbildung zum Prüfingenieur und schließen diese mit der amtlichen Anerkennung ab. "Danach bieten sich vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten an, wie beispielsweise die Weiterbildung zum Schadengutachter oder Unfallanalytiker", sagt Grete Mauser, Referentin für Personalmarketing. Doch auch in anderen Bereichen wie Bau und Immobilien, Materialprüfungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz werden DEKRA-Mitarbeiter ausgebildet. Für Prüfingenieure wie Hugot gilt laut Straßenverkehrsordnung ein Mindestalter von 24 Jahren.

Neben dem Studium ist eine Ausbildung von Vorteil

Hugot ist seit knapp drei Jahren bei DEKRA in Essen und vertritt als sogenannter Springer Kollegen im Urlaubs- oder Krankheitsfall an verschiedenen Standorten. Heute checkt er den Audi in Dorsten. Nach der Abgasuntersuchung hält er den Fahrzeugschein in der Hand und überprüft Kennzeichen und Fahrgestellnummer. Und wieder startet die Fragenmaschinerie: Sitzt die Batterie fest? Ist die Bremsflüssigkeit in Ordnung? Wie sehen die Wischblätter aus? Hat der Sicherheitsgurt Risse? Hugot zeigt sich zufrieden und fährt das Fahrzeug auf den Bremsprüfstand. Auch hier: keine Mängel.

Der Halter kann vorerst durchatmen. Dann kommt die Hebebühne. Hugot macht die Radkappen ab. Bremsbeläge, Stoßdämpfer, Fahrwerksfedern, Reifenprofil – alles wird seinen prüfenden Blicken unterzogen. Der Blick unter das Fahrzeug: Durchrostungen? "Die werden mittlerweile immer weniger", sagt der Fachmann. Löcher? "Das wäre ein erheblicher Mangel und Grund genug, um keine Plakette zu bekommen." Hugot rüttelt am Auspuff. Alles in Ordnung.

"Man muss Interesse haben an Technik und am Technikfortschritt", sagt er. An mindestens fünf Pflichttagungen im Jahr werden die Prüfingenieure über Neuerungen informiert. Voraussetzung für die Arbeit ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium in den Bereichen Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Mechatronik oder Elektrotechnik. "Eine Ausbildung im Kfz-Bereich ist zudem von Vorteil", sagt Mauser.

Hugot konnte diesen Vorteil ausspielen und eine Schlosserlehre sowie einen Abschluss in Fahrzeugtechnik nachweisen. Für den Job brauche man viel technisches Verständnis, aber auch soziale Kompetenz, unterstreicht Hugot. "Man hat viel mit Menschen zu tun und muss auch in schwierigen Situationen vernünftig mit ihnen umgehen können." Der Audi-Halter hat keinen Grund zur Klage. Mit seinem defekten Bremslicht ist er noch einmal davongekommen und erhält die Plakette.

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Technisches Verständnis & soziale Kompetenz

Mit ganz unterschiedlichen Menschen, aber ganz anderen Maschinen beschäftigt sich Guido Kehmer. Der 43-Jährige ist seit neun Jahren Abteilungsleiter für den Bereich Aufzüge, Förder- und Maschinentechnik beim TÜV Rheinland und für 30 Ingenieure zuständig. Seine Mitarbeiter sind zu 80 Prozent draußen bei den Kunden und prüfen Aufzüge, Hebezeuge, Krananlagen oder Maschinen in der Industrie. "Die können heute bei einem Chemiekonzern sein, morgen in Düsseldorf auf der Königsallee und übermorgen überprüfen sie einen Aufzug in einem Privathaus", so Kehmer. In der Regel hätten seine Prüfingenieure eine 40-Stunden-Woche und Kernarbeitszeiten von 8 bis 16 Uhr.

Voraussetzung ist ein Ingenieurstudium. "Die meisten haben Elektrotechnik oder Maschinenbau studiert. Es sind aber auch viele Bauingenieure für das Geschäftsfeld Bautechnik im Einsatz", sagt Kehmer. Sie alle könnten in der Hälfte der TÜV Rheinland-Geschäftsfelder eingesetzt werden. Darunter Produktprüfungen vom Spielzeug bis zu medizinischen Geräten, Luftfahrt, Bahntechnik oder Maschinenprüfungen von Fahrgeschäften in Freizeitparks. "Es ist eine Frage der persönlichen Neigung", sagt Kehmer. Die interne Ausbildung zum Sachverständigen dauert in der Regel ein Jahr. Nach der Grundausbildung sind weitere Spezialisierungen möglich.

Neben dem abgeschlossenen Studium sieht Kehmer bei Bewerbern auch gerne erste Berufserfahrung. "Dabei können interessante Praktika aber schon reichen", betont der Abteilungsleiter. Er selbst sei schließlich damals auch direkt von der RWTH Aachen zum TÜV Rheinland gekommen. Nach sieben Jahren habe er dann die Leitungsfunktion übernommen. "Wir besetzen Führungspositionen fast immer mit eigenen Mitarbeitern. Das kann schnell gehen, wenn man sich engagiert", sagt Kehmer. Wichtig seien jedoch auch die persönlichen Eigenschaften. "Der Ingenieur bringt in der Regel Interesse an der Technik mit", sagt Kehmer. "Man sollte aber auch Interesse an Menschen haben."

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