Karriere in internationalen Organisationen

Karriere in internationalen Organisationen

Der Einfluss internationaler Organisationen auf die Politik einzelner Staaten nimmt kontinuierlich zu. Die Bundesrepublik Deutschland verfolgt daher das Ziel, möglichst viele und gute Leute aus dem eigenen Land in diese Organisationen zu entsenden, um deren Politik genau zu verfolgen und mitzugestalten. Das bietet jungen, gut ausgebildeten Menschen vielfältige Chancen auf eine spannende Karriere.

 

Zu den wichtigsten Nachwuchsprogrammen in Deutschland gehören das Programm beigeordnete Sachverständige, das Carlo-Schmid-Programm, die Praktikantenförderung durch den DAAD sowie das Mercator Kolleg für internationale Aufgaben. Die Bewerbungsverfahren sind unterschiedlich. Ein paar Kriterien gelten jedoch als Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung: Ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium gehört dazu, ebenso wie berufliche Fachkenntnisse. Ganz klar auch hervorragende Fremdsprachenkenntnisse, gerne gepaart mit praktischer internationaler Erfahrung. Ein thematisches Interesse und Soft Skills wie Kommunikationsstärke und Flexibilität sind vorteilhaft bis unabdingbar. Um einen kleinen Einblick in die Arbeit in den internationales Organisationen zu geben, stellen sich fünf junge deutsche Mitarbeiter den Lesern von UNICUM BERUFkurz und ganz persönlich vor:

 

Siska Dubbert, International Labour Organisation (ILO )

„Dass ich hier in Genf bei der ILO gelandet bin, ist eigentlich ein Zufall. Ich habe mich als Juristin aus eigenem Antrieb heraus einfach für ein Praktikum beziehungsweise meine Wahlstation im Rahmen des Rechtsreferendariats beworben, da ich mich schon im Studium auf (internationales) Arbeitsrecht spezialisiert hatte. Es haben sich dann mehrere Kurzzeitverträge angeschlossen. Man muss schon sagen, dass es bei den UN viele Praktikanten gibt und man ein großes Durchhaltevermögen braucht. Unsere Abteilung beschäftigt sich mit internationalen Arbeitsstandards. Wir beurteilen die Einhaltung von rechtlichen Standards in verschiedenen Bereichen des Arbeitsrechts, soweit sie von ILO-Mitgliedsstaaten ratifiziert wurden. Vier starke Säulen unseres Engagements betreffen die Bekämpfung von Kinder- und Zwangsarbeit, die Durchsetzung der Versammlungsfreiheit sowie den Eintritt für die Nichtdiskriminierung am Arbeitsplatz. Ich finde die Arbeit, die wir machen, wichtig, Erfolge sind allerdings oft erst über längere Zeiträume zu erzielen.“

 

Ethel Roellich, United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East / Hilfswerk der VereintenNationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA)

„Als Leiterin der Personalabteilung des UN-Flüchlingshilfswerks in Jordanien bin ich hauptsächlich für Anwerbung, Einstellung und Karriereförderung lokalen Personals zuständig. Mich unterstützt ein Team von 40 Leuten. Insgesamt haben wir in Jordanien rund 6 700 Beschäftigte. Unsere Leute arbeiten beispielsweise bei der Abfallbeseitigung in Flüchtlingscamps, als Sozialarbeiter, Ärzte und Lehrer. Studiert habe ich Psychologie mit dem Schwerpunkt Cross Cultural Psychology und wollte eigentlich immer in die Entwicklungszusammenarbeit gehen. Trotz vieler Schwierigkeiten empfinde ich meine Arbeit als extrem spannende Aufgabe. Interessenten müssen sich aber klar darüber sein, dass große persönliche Flexibilität gefordert ist und ein Familienleben zum Beispiel durch Sicherheitsbestimmungen in manchen Ländern sehr schwer oder gar nicht zu realisieren ist. Ich bin über das Programm Beigeordnete Sachverständige zu den UN gekommen und habe auch am Carlo-Schmid-Programm teilgenommen. Diese Programme kann ich nur empfehlen.“

 

Dr. Kathrin Hett, Food and Agriculture Organization of the United Nations / Ernährungs- und  Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)

„Wir sind die UN-Organisation, die sich in Zusammenarbeit mit 191 Mitgliedsstaaten um Fragen der Ernährungssicherung und Landwirtschaft kümmert. Wir sammeln Informationen, bieten ein Diskussionsforum und assistieren in Fragen der Landwirtschaft und Ernährung – von unserem Hauptquartier in Rom aus und in den Country-Offices. Mein Einstieg lief über das Programm Beigeordnete Sachverständige der Bundesregierung, das jährlich rund 50 Nachwuchskräfte einstellt und für zwei bis drei Jahre finanziert. Mittlerweile bin ich im dritten Jahr und werde sowohl vor Ort als auch von Deutschland aus betreut.
Mein Background ist fachlicher Natur: Ich habe Umweltwissenschaften studiert und mich intensiver mit Fischgenetik beschäftigt. Was für mich ein entscheidender Antrieb war: die Ergebnisse der Forschung für die Umsetzung zugänglich machen. Perspektivisch könnte ich mir ganz gut vorstellen, auch mal ins Feld zu gehen, also vor Ort bei Projekten zu arbeiten.“

 

Dr. Sebastian Scholz, Weltbank

„Nach sechs Jahren bei der Weltbank im Bereich Operations trete ich in derselben Organisation gerade eine neue Funktion als Umweltökonom im Bereich klimafreundliche Stadtentwicklung an. Wir versuchen, rund um die Welt klimafreundliche Stadtkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Aktuell wurde das Projekt in Rio de Janeiro gestartet. Für die Mitarbeit bei solchen Projekten ist ein fachlicher Hintergrund gefragt, den ich als Forstwissenschaftler und nach einer Promotion im Bereich Agrar- und Umweltökonomie mitbringe. Thematisch hat bei mir ursprünglich die Erkenntnis der internationalen Bedeutung von Wäldern als Kohlenstoffspeicher in der internationalen Klimapolitik einen Ausgangspunkt gebildet, den ich dann immer weiter verfolgt und ausgebaut habe und der mich auch in andere fachliche Sektoren geführt hat. Profitiert habe ich vom Kolleg für internationale Aufgaben der Robert-Bosch-Stiftung – heute beim Mercator Program Center For International Affairs (MPC) angesiedelt und dem Büro für Führungskräfte zu internationalen Organisationen (BFIO). Mein Job ist– für mich wie vor allem auch für meine Familie – sehr fordernd dadurch, dass ich viel und rund um den Globus auf Reisen bin.
Andererseits ist mein Arbeitsumfeld aber auch wirklich einzigartig und erfüllend.“

 

Anja Richter, EU-Parlament

„Ich habe mich immer schon für Politik interessiert und dann auch Politikwissenschaften und Europäische Studien studiert. Konkreten Einblick in die institutionelle Arbeit der EU habe ich durch ein Praktikum bei der Europäischen Kommission in der Vertretung in München bekommen. Nach zehn Jahren als Zeitbedienstete bin ich jetzt Beamtin auf Probe. Nun gehöre ich als Referentin zum Bereich Kommunikation des Europäischen Parlaments und habe meinen Hauptarbeitsplatz in Brüssel. Wir unterstützen die Informationsbüros in den Mitgliedsstaaten thematisch, planerisch, budgetmäßig und logistisch. Beispielsweise bereiten wir die Wahlen zum Europäischen Parlament im Jahr 2014 vor in Richtung einer optimalen Kommunikation in allen Mitgliedsländern. Dazu formulieren wir Grundsätze und prüfen Vorschläge aus den Büros. Wie in allen internationalen Organisationen spielen Sprachkenntnisse natürlich auch bei uns eine wichtige Rolle. Ich kannmich auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch verständigen. In der Abteilung wird Englisch oder Französisch gesprochen. Meine beruflichen Perspektiven sind gut: Zum einen mache ich nun den Schritt in die Verbeamtung, zum anderen bin ich als Referentin im
Bereich Kommunikation an vielen Stellen einsetzbar. Ich hänge übrigens mit ganzem Herzen am europäischen Projekt.“

 

Mehr Karriereinfos

Weitere Informationen zu Karrieremöglichkeiten in internationalen Organisationen auf:

www.diplo.de/jobs-io
www.ba-auslandsvermittlung.de/bfio
www.europa.eu/epso/index_de.htm
www.daad.de/csp
www.mercator-kolleg.de

 

Ein Artikel von UNICUM Beruf