Stellenanzeigen richtig lesen

Denise Haberger - 17.02.2016

Stellenanzeigen richtig lesen

Tu, was du liebst – im passenden Job | Foto: Thinkstock/dpconrad4

Woran erkenne ich eine gute Anzeige?

Stellenanzeigen sind Visitenkarten von Unternehmen, im Idealfall begeistern sie für den Job und den Arbeitgeber. In Zeiten des Fachkräftemangels sind Unternehmen darauf angewiesen aufzufallen.

"Viele Firmen haben erkannt, dass sich Bewerber heute schon im Vorfeld sehr viel stärker über mögliche Arbeitgeber informieren und Wert auf einen überzeugenden Auftritt legen", weiß Matthias Adrion von Dr. Schmidt & Partner Personalwerbung aus Hamburg. Wie viel Mühe sich Unternehmen mit ihrer Anzeige gegeben haben, erkenne man im Wesentlichen an zwei Dingen, erklärt Stefan G. Wolf von Personalwerk, einer Personalmarketingagentur aus Wiesbaden:

  • Die Aufgabe des künftigen Mitarbeiters ist klar umrissen, es wird nicht nur eine unsortierte Liste von Tätigkeiten veröffentlicht.
  • Das Anforderungsprofil passt zur Aufgabenbeschreibung.

"Meine Kompetenzen sind mein Kapital als Bewerber", sagt Wolf, "da sollte ich ableiten können, wofür ich welche Eigenschaft brauche."

Auf welche Formulierungen sollte ich besonders achten?

"Stellenanzeigen-Slang" sollte Bewerber grundsätzlich hellhörig machen, so Stefan G. Wolf. Formulierungen wie "runden Ihr Profil ab" seien ritualisierte Sprache und deuten nicht unbedingt auf eine individuelle Ansprache hin. "Unternehmen, die aus diesen Routinen ausbrechen, haben ein Alleinstellungsmerkmal und kommen so meist näher an die Bewerber ran", sagt Wolf.

Und Matthias Adrion ergänzt: "Allgemeinplätze wie Marktführerschaft, Innovation und der fast schon sprichwörtliche 'Mensch im Mittelpunkt' haben meist wenig Informationswert und wirken eher unglaubwürdig." Der Berliner Bewerbungscoach Jürgen Hesse wirbt allerdings für Verständnis: "Stellenanzeigen sind für Unternehmen genauso schwierig wie der Lebenslauf für den Bewerber." Er rät außerdem: "Legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Stellenanzeigen haben die Aufgabe, das Unternehmen optimal zu verkaufen."
 

Je höher eine Anforderung steht, desto wichtiger ist sie?

Laut Hesse gibt die Reihenfolge die Prioritäten vor: Die wichtigsten Anforderungen werden ganz oben genannt. Auch Stefan G. Wolf weiß, "was als Erstes im Profil steht, ist ein Muss".

In der Regel beginnt die Wunschliste der Unternehmen mit der Ausbildung sowie den Berufserfahrungen, erklärt Matthias Adrion. Fachliche Kenntnisse und Soft Skills folgen, seien aber nicht zwingend weniger wichtig. Formulierungen wie "Voraussetzung ist ..." oder "Erwartet wird ..." kennzeichnen Muss-Anforderungen. Fähigkeiten, die mit "Haben Sie außerdem noch ..." eingeleitet werden, sind nicht zwingend erforderlich, so Hesse.

Wie viele Anforderungen sollte ich erfüllen, um mit meiner Bewerbung Erfolg zu haben?

Anzeigentexte beschreiben fast immer den Idealkandidaten, erklärt Matthias Adrion. "Wir erleben leider immer wieder den Fall, dass Unternehmen ihre Anforderungen unrealistisch hoch ansetzen und dann viele Wochen und Monate mit der Suche nach Traumkandidaten zubringen, die der Markt einfach nicht hergibt. Das ist für alle beteiligten Seiten frustrierend."

Unternehmen sollten sich deshalb auf fünf bis höchstens acht Punkte beschränken. Für Bewerber gilt: Wer mindestens 60 Prozent der Anforderungen erfüllt, für den lohne sich laut Jürgen Hesse eine Bewerbung.

Was mache ich, wenn ich Angaben in der Anzeige nicht verstehe?

Für den Bewerbungscoach sind Kontaktdaten ein Qualitätskriterium für eine gute Stellenanzeige: "Wenn Fragen aufkommen, muss ich das Unternehmen kontaktieren dürfen."

Das bestätigt auch Wolf, er warnt allerdings davor, einfach nur seinen Namen zu platzieren. "Wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder etwas wissen wollen, rufen Sie an, aber fragen Sie gezielt und nicht nach Dingen, die schon klar sind." Wer überflüssige Fragen stellt, hinterlässt selten einen guten Eindruck.
 

Wie gehe ich in meinem Anschreiben auf die Stellenanzeige ein?

"Die Stellenanzeige muss genau studiert werden", sagt Hesse. "Machen Sie sich ein Bild vom Unternehmen und vom Aufgabengebiet und spiegeln Sie dieses Bild mit den eigenen Unterlagen."

Sinnvoll ist es, den Sprachstil der Anzeige und die genannten Anforderungen im Anschreiben aufzugreifen. "Gehen Sie explizit auf das Unternehmen und die Stelle ein und erklären Sie, warum gerade Sie der richtige Kandidat sind", empfiehlt der Bewerbungscoach. Wichtig ist auch, die Stellenanzeige aufzubewahren und sich vor dem Vorstellungsgespräch noch einmal anzusehen. Nichts ist peinlicher, als nach Wochen nicht mehr zu wissen, worauf genau man sich beworben hat.

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