Karrierechancen: Warum Buchhalter im Zuge der Digitalisierung gefragter sind als je zuvor

Berufseinstieg als Buchhalter/-in? Na klar! | Bild: Gabrielle Henderson / Unsplash
Dass die Digitalisierung immer mehr Jobs überflüssig macht, ist ein sich hartnäckig haltendes Gerücht. Besonders betroffen hiervon sind klassische „Bürojobs“ wie jener der Buchhalterin oder des Buchhalters. Moderne Software erledigt in der Finanzbuchhaltung immer mehr der anfallenden Routineaufgaben und wird mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz zunehmend schlauer. Die Karriere als Buchhalter ist dennoch unverändert lukrativ – wenngleich mit kleineren Änderungen.
Ausbildung: Wie kann ich Buchhalter werden?
Grundlegend ist der Begriff „Buchhalter“ nicht geschützt. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter in der Buchhaltung darf demnach unter dieser Berufsbezeichnung arbeiten. Eine klassische Berufsausbildung gibt es für diesen Karriereweg ebenfalls nicht. In der Regel gehst du als Buchhalter zunächst einer kaufmännischen Ausbildung oder einem Studium nach, bevor du in dieses Feld einsteigst. Hierfür infrage kommen beispielsweise wirtschaftswissenschaftliche Studienfächer oder eine berufsbildende Schulausbildung.
Ohne eine Ausbildung oder ein Studium in einem dieser Bereiche kannst du zudem Weiterbildungen absolvieren, um dich Buchhalter zu nennen. Dies ist immer dann möglich, wenn du bereits mindestens fünf Jahre Berufserfahrung nachweisen kannst. Inhalte der Weiterbildungen sind unter anderem:
- Finanzbuchhaltung
- Betriebswirtschaftslehre (BWL)
- Kostenrechnung
- Personalwirtschaft
Nach dem Bestehen einer Prüfung bist du in diesem Fall geprüfte Buchhalterin oder geprüfter Buchhalter.
Fazit: Das Wichtigste im Buchhalterberuf ist nicht der spezifische Ausbildungsweg, sondern das erreichte Know-how im Rechnungswesen. Als Buchhalter musst du stets relevante Gesetzesänderungen wie die Erweiterung der Pflicht zur Erstellung elektronischer Rechnung sowie steuerliche Besonderheiten im Blick haben.
Bedeutsame Änderungen durch die Digitalisierung
Die wesentlichen und klassischen Aufgaben eines Buchhalters sind weithin bekannt: das Sammeln und Einbuchen von Belegen, Zuordnen von Zahlungen und die Kontierung von einzelnen Transaktionen. Zudem gehörte die Kommunikation mit dem Steuerberater oder staatlichen Behörden wie dem Finanzamt traditionell zum Aufgabenfeld der Buchhaltung.
Routineaufgaben wie Belegsortierung, Gehaltsabrechnung und die Zuordnung von Zahlungen können heute von Buchhaltungsprogrammen weitestgehend automatisch erledigt werden. Riesige Wissensdatenbanken und die Einbindung von Künstlicher Intelligenz (KI) sorgen dafür, dass der Computer die meisten Entscheidungen fundiert trifft und auch die Übermittlung von Informationen an das Steuerbüro oder Finanzamt erfolgt weitestgehend ohne manuelle Hilfe.
So könnte man meinen, der Buchhalterberuf würde spätestens in den nächsten Jahren überflüssig – doch ganz so einfach ist das nicht. Eine Studie von Horváth aus dem Jahr 2023 beispielsweise zeigt:
- Rund elf Prozent aller Stellen im Bereich Finance und Controlling sind aktuell nicht besetzt
- Gerade kleine Unternehmen leiden unter der zunehmenden Belastung durch Bürokratie und Fachkräftemangel
Neue Aufgabenfelder und Chancen für angehende Buchhalter
Jede Software ist nur so gut, wie der Mensch, der sie entwickelt oder bedient. In den nächsten Jahren werden sich Buchhalter vermehrt damit beschäftigen müssen, welche Informationen sie dem digitalen System geben und wie die Technologie fehlerfreier gemacht werden kann. Um die Software besser zu machen, wird es also erfahrene Buchhalter brauchen, die daran mitwirken und Fehler der digitalen Programme ausbessern.
Bisher war der Beruf des Buchhalters von sich täglich wiederholenden Aufgaben und Routinetätigkeiten geprägt, darunter Belege sammeln, Zahlungen zuordnen und alles möglichst genau prüfen. Doch alle diese Routinetätigkeiten können jetzt von moderner Software übernommen werden. Das gesamte Fachwissen und die wertvolle, oft knappe Zeit als Buchhalter sind nun für wirklich wichtige Fragen und steuerliche Sonderfälle verfügbar.
Da sich Buchhalter zukünftig mehr Zeit nehmen können, wird auch die persönliche Verbindung zum Steuerberater immer wichtiger. Es kann sich Zeit für detaillierte Auswertungen der Finanzen und die Klärung steuerlicher Fragen genommen werden, die gerade in den vergangenen Jahren immer wieder zu kurz kamen.
Die Bedeutung von Soft Skills für Buchhalter in der digitalen Ära
Neben der technischen Expertise, die für den Umgang mit modernen Buchhaltungsprogrammen und KI-basierten Systemen erforderlich ist, gewinnen auch sogenannte Soft Skills im Beruf des Buchhalters zunehmend an Bedeutung. In einer digitalisierten Arbeitswelt sind Fähigkeiten wie Kommunikationsstärke, Problemlösungskompetenz und Anpassungsfähigkeit unerlässlich.
Buchhalter müssen in der Lage sein, komplexe finanzielle Daten klar und verständlich zu präsentieren, sowohl gegenüber der Geschäftsführung als auch in der Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Steuerberatern oder Behörden. Zudem erfordert die rasante Entwicklung der Technologien eine hohe Lernbereitschaft und Flexibilität, um sich kontinuierlich weiterzubilden und auf dem neuesten Stand zu bleiben. Diese Kombination aus technischem Know-how und ausgeprägten Soft Skills macht den modernen Buchhalter zu einem unverzichtbaren Bestandteil jedes Unternehmens.
Karriere als Buchhalter – ja oder nein?
Hier können wir die Frage ganz klar mit „Ja!“ beantworten. Wenn du dich jetzt für eine Karriere als Buchhalterin oder Buchhalter entscheidest, hast du in Zukunft mehr Gestaltungsspielräume und kannst dich aktiv in die Entwicklung des Unternehmens einbringen. Ein Großteil der Arbeitszeit geht nicht mehr für langweilige Sortierungen und Zuordnungen drauf, sondern kann in komplexe Einzelfälle und Auswertungen investiert werden.
Abschließender Tipp: Die Beschäftigung mit der Entwicklung von Buchhaltungssoftware, beziehungsweise die Mitarbeit in diesem Bereich kann lukrativ sein und hat großes Zukunftspotenzial. Vielleicht ist auch das etwas für dich!