Tattoos im Job: Ganz normal oder immer noch problematisch?

10.09.2020

Jibkiller Tattoo

Tattoo: Ja oder Nein? Diese Entscheidung sollte gut überlegt sein | Foto: Thinkstock/Pinkypills

Was sagt ein Tattoo über mein Können aus?

Ja, Unternehmen sollten offener gegenüber Körperschmuck sein – dafür sprechen sich 60 Prozent der fast 1.500 Teilnehmer einer UNICUM Umfrage zum Thema aus. Für 18 Prozent der Befragten sind Tätowierungen heutzutage noch ein Jobkiller, 66 Prozent befürchten in bestimmten Branchen Einschränkungen.

"Ich arbeite im öffentlichen Dienst und hatte schreckliche Angst, dass meine Tattoos negativ ankommen. Bisher habe ich aber noch keine negativen Erfahrungen machen können und habe gemerkt, wie viele Kolleginnen und Kollegen auch tätowiert sind": Die zahlreichen Kommentare, die bei der UNICUM Umfrage anonym gesammelt wurden, verstärken den Eindruck: Die Mehrheit der Befragten wünscht sich einen entspannten Umgang mit Körperschmuck. Schließlich "sagt die Gestaltung meiner Haut nichts über mein Können, meine Qualifikation oder meinen Bildungsstand aus", so eine weitere Meinung.

Dennoch: 28 Prozent der Befragten haben sich vor dem Stechen ihres Tattoos Gedanken um berufliche Auswirkungen gemacht. Jeder Zehnte versteckt seinen Körperschmuck grundsätzlich im Job, 15 Prozent zumindest dann, wenn Kundenkontakt ansteht: "Ich finde es schlimm, dass man wirklich Mut haben muss, um sich ein Tattoo an einer offenen Stelle machen zu lassen, weil man Angst haben muss, dass man deswegen keine Karriere machen kann!" Ist das wirklich immer noch so?

In diesen Branchen sind Tattoos ein No-Go:

"Wesentlich bei der Beurteilung von Einstellungs- und Karrierechancen ist, ob der/die Mitarbeiter/in als Repräsentant des Arbeitsgebers angesehen wird oder eher eine Aufgabe ohne nennenswerte Außenkontakte erfüllt", so Sigrid von Elbwart, Beraterin für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit Recklinghausen.

Generell sind Tattoos heute zwar keine Jobkiller mehr, doch in Berufen mit Kundenkontakt wie im Banken- oder Finanzsektor oder in der Versicherungsbranche gelten sie als absolutes No-Go. "Nicht sichtbare Tattoos sind für die meisten Arbeitgeber aber uninteressant, sofern sie denn überhaupt davon erfahren."

Wichtig ist es, sich im Vorfeld über den Wunsch-Arbeitgeber zu informieren. Werden in einem Unternehmen Tattoos nicht gerne gesehen, man selber ist aber sichtbar tätowiert, passt man sehr wahrscheinlich von vornherein nicht zueinander. Im Vorstellungsgespräch hat die Frage nach Körperschmuck aber nichts verloren. Laut UNICUM Umfrage wurden nur knapp sechs Prozent der Teilnehmer schon einmal bei einem Job-Interview explizit danach gefragt.

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Arbeitnehmer vs. Arbeitgeber

Die Entfernung einer Tätowierung darf der Chef in keinem Fall verlangen. Dennoch können die Unternehmen Anforderungen an das Äußere ihrer Mitarbeiter stellen: "Der Arbeitgeber darf in gewissem Maße Kleidervorschriften machen und das Image des Unternehmens in der Außenwirkung bestimmen", erklärt Christian Götz, Experte für Arbeitsrecht bei ver.di.

Will man sich als Angestellter ein sichtbares Tattoo stechen lassen, empfiehlt er daher einen Blick in den Vertrag: "Wenn dort vermerkt ist, dass in dem Unternehmen keine Tattoos erlaubt sind, muss ich mich als Arbeitnehmer daran halten."  Droht der Arbeitgeber trotz des fehlenden Verbots nach einem Tattoo-Termin mit der Kündigung, muss oftmals das Gericht entscheiden. Götz: "Eine solche rechtliche Entscheidung ist dann eine Gegenüberstellung der Persönlichkeitsrechte des Mitarbeiters und der Rechte des Arbeitgebers – da muss man im Einzelfall richten".

Rechtexperte Christian Götz sowie Berufsberaterin Sigrid von Elbwart raten, sich vor dem Stechen des Tattoos eingehend Gedanken zu machen – etwa über die Bedeutung des Körperschmucks und, ob man dafür auch den Job verlassen würde. "Wer Tattoos als Teil der Persönlichkeit versteht, der muss sich darüber im Klaren sein, dass der Ausdruck der persönlichen Freiheit dort endet, wo die Freiheit des Anderen, nämlich die des Arbeitsgebers, beginnt, der sich BewerberInnen nach den betrieblichen Erfordernissen aussucht", ergänzt von Elbwart.

Und Piercings?

Anders als Tattoos werden die meisten Piercings als Schmuck wahrgenommen. Caro Stutzmann, Marketingleiterin bei Wildcat, kann sich noch daran erinnern, "dass ein Nasenpiercing total exotisch war, sowas fällt heute niemandem mehr auf." Gerade im Arbeitsalltag gäbe es damit meist keine Probleme, schließlich kann ein Großteil der Schmuckstücke, "wenn es der Arbeitgeber fordert, während des Arbeitszeit herausgenommen werden." Ähnlich sei dies auch bei kleineren Tattoos, mit der Akzeptanz von größeren Tätowierungen wird es nach Ansicht von Stutzmann noch eine Weile dauern.

Darauf reagiert Wildcat, indem in den Studios des Unternehmen keine jungen Menschen im sichtbaren Bereich – sprich: an Hals, Gesicht und Unterarmen – tätowiert werden, es sei denn, sie haben bereits großflächige Tattoos. "Ich denke, wir tragen da auch ein Stück Verantwortung."

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