Als Trainee ins Ausland

Marc Wiegand - 13.04.2016

Trainee im Ausland

Diese Erfahrungen haben Trainees im Ausland gemacht | Foto: Thinkstock/Art-of-Photo

Popcorn zum Frühstück

Philip Eggers, 28, verbrachte als Trainee mit Schwerpunkt Sales drei Monate in der amerikanischen Niederlassung von Claas:
"Popcorn um 10 Uhr morgens, Smalltalk im den Fluren der Großraumbüros über die vorabendlichen Sportereignisse und das berühmte 'Family Picknick' mit Barbeque für die Mitarbeiter und deren Familien. Willkommen bei der Niederlassung von Claas in Omaha/Nebraska! Gleich in den ersten Tagen meines Auslandsaufenthalts wurde mir klar, dass das kollegiale Miteinander in den USA eine größere Rolle spielt als ich es von Zuhause gewöhnt war. Davon angesteckt pflege ich nun auch in Deutschland ein anderes Verhältnis zu meinen Kollegen: Insgesamt verbringt man schließlich fast mehr Zeit mit ihnen als mit Freunden oder der Familie und deshalb sollte man seinen Fokus nicht ausschließlich auf die Arbeit, sondern auch auf einen respektvollen und freundlichen Umgang untereinander legen.

Doch nicht nur was das Zwischenmenschliche angeht, war die amerikanische Arbeitsweise anders als ich es gewöhnt war: Meine Aufgabe war es ein Tool zu entwickeln, mit dem die Performance unserer nordamerikanischen Vertriebspartner in den Abteilungen Sales, Marketing, Service & Parts sowie Management gemessen und bewertet werden kann. Das Ziel war also klar definiert, aber die Herangehensweise war ganz anders als zu Hause. Aus Deutschland kannte ich klar strukturierte Prozesse und feste Vorgaben, in den USA dagegen hatte ich mehr Freiräume, die Abläufe waren weniger strikt. Das war eine Umstellung und ich musste lernen mich von meinen eigenen, eingefahrenen Denkmustern zu lösen. Das hat am Ende sehr gut geklappt und durch diese Erfahrung kann ich heute viel besser Entscheidungen treffen: Das Credo 'Just do it' ist etwas, das ich mit nach Hause genommen habe."

Kulturelle Unterschiede spüren

Huiting Zhang, 29, Trainee bei der Schott AG, verbrachte fünf Monate in China:
"Das Sammeln von Berufserfahrung im Ausland ist für mich persönlich sehr wichtig. Nicht nur weil man viel über kulturelle Unterschiede lernt, es die Toleranz fördert und den eigenen Horizont erweitert, sondern auch, weil man so dazu beiträgt die Internationalisierung des Unternehmens zu fördern.Mein Schwerpunkt ist der Bereich Human Resources, darum habe ich auch in China fast alle Themen in diesem Bereich bearbeitet. Ich wurde von Anfang an in die täglichen Arbeitsabläufe eingebunden und durfte das Team vor Ort unter anderem bei der Rekrutierung von neuem Personal, bei der Erstellung eines Vergütungsbenchmarks und bei der Planung eines Team Building Events unterstützen.

Letzteres zählt zu meinen persönlichen Highlights des Aufenthalts: Das Team Building Event in China war eine ganz neue Erfahrung für mich. Kollegen aus unterschiedlichen Hierarchieebenen verbrachten anderthalb Tage miteinander und konnten sich so jenseits des beruflichen Kontextes intensiv kennenlernen. Diese Methode zur Stärkung des Miteinanders fand ich sehr beeindruckend.Spannend war es auch zu beobachten, dass die Personalarbeit an unseren chinesischen Standorten generalistischer aufgestellt ist, was für mich als Trainee durchaus seinen Reiz hatte: So habe ich einen tollen Einblick in die unterschiedlichen Themengebiete bekommen."

Verantwortung für zwei Teams

Karl-Christian Lauk, 28, Trainee bei Axel Springer, arbeitete drei Monate in Großbritannien:
"Vergangenen Herbst verbrachte ich bei dem Londoner Jobportal Totaljobs Group, einem Tochterunternehmen von Axel Springer. Als Senior Business Analyst war ich für zwei Teams verantwortlich, die sich unter anderem um sogenannte Business Intelligence-Lösungen, also das Sammeln und die Auswertung von Daten, kümmerten. Meine Aufgabe war es, die Wünsche und Anforderungen der einzelnen Fachbereiche auf ihre Machbarkeit zu prüfen, sie gemeinsam mit den Teams zu planen, und zur Umsetzung an die Entwickler weiterzugeben. Die Zeit in London habe ich sehr genossen, besonders hat mir gefallen, dass mir vom ersten Tag an viel Verantwortung übergeben und Vertrauen entgegengebracht wurde. Trotz der anspruchsvollen Aufgabe an der wir gearbeitet haben, ging es dort lockerer zu als in Deutschland, was vielleicht auch daran liegt, dass die TJG ein recht junges und digitales Unternehmen ist: Der Small Talk ging stets ein wenig länger, dafür waren die Meetings kürzer und gleichzeitig effizienter, Mittagessen gab es meistens am Platz.

Interessant war auch, dass eine klare '9 to 5 Kultur' erkennbar war: Punkt 17 Uhr lichteten sich die Reihen im Großraumbüro und manche der Kollegen ließen sich im nächstgelegenen Pub nieder, wie das in UK so üblich ist. Neben der fachlichen Weiterentwicklung ging es mir bei meinem Auslandsaufenthalt vor allem darum, mein Englisch zu verbessern und es täglich im beruflichen Umfeld zu sprechen – auch wenn das gerade am Anfang wegen des teilweise sehr starken Dialekts nicht immer einfach war. Natürlich war auch London selbst ein Erlebnis. Anstrengend war eigentlich nur die Wohnungssuche: Die Mieten sind so hoch, dass das Budget maximal für ein Zimmer in einer WG reichte. Dieses Manko machte allerdings die Lage unseres Büros – zwei Gehminuten zum Tate Modern und der Themse – wieder wett. Ebenso wie unsere Dachterrasse mit Rooftop Bar, in der – wie könnte es anders sein – jeden Freitag After-work gefeiert wird.

Nebenbei das Englisch trainiert

Felix Bechtle, 29, Absolvent im Traineeprogramm "National Warengeschäft Vertrieb/ Nonfood" bei Lidl, verbrachte drei Monate in Irland:
"Als ich im zweiten Jahr meines Traineeships das Angebot bekam für zwölf Wochen nach Irland zu gehen, war ich sofort begeistert. Schon während meines Studiums war ich für mehrere Monate im Ausland und fand es toll so intensiv in eine andere Kultur eintauchen zu können.Meine Aufgabe bestand anfangs vor allem darin den Kollegen – die übrigens, wie alle Iren, sehr nett und aufgeschlossen waren – über die Schulter zu schauen und so ein Verständnis für die Abläufe vor Ort zu gewinnen. Nebenbei konnte ich so mein Englisch trainieren, denn Begriffe wie "Kundenrestlaufzeit" oder "Verwertungskonzept" hatte ich zu Schulzeiten natürlich nie gehört.

Nach ein paar Wochen durfte ich dann selbst ran. Mein Einsatzgebiet war der Einkauf für den Nonfood-Bereich, also für unser wöchentlich wechselndes Aktionssortiment. In diesem Rahmen wurden zum Beispiel Rugby-Artikel in unseren Filialen verkauft – etwas, dass es so in Deutschland noch nicht gegeben hat. Insgesamt war mein Aufgabenspektrum viel breiter als Zuhause. Da Lidl-Irland bei weitem nicht so groß ist wie Lidl-Deutschland, lagen die Tätigkeiten, die in Deutschland einzelnen Abteilungen zugeteilt waren in Irland in einer Hand. Das bedeutete für mich unbekannte Gebiete kennenzulernen und mich in neue Themen einzuarbeiten. Das war eine Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine tolle Bereicherung, weil ich ich so schnell und umfassend einen sehr breiten Einblick in verschiedene Bereiche erhalten habe, was so in Deutschland kaum möglich gewesen wäre.

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