Traineeship: Darauf solltest du achten

Patricia Schmidt - 09.06.2022

Traineeship Berufseinstieg

Mit einem Traineeship machst du deine ersten wichtigen Schritte ins Berufsleben. | Foto: Fizkes / Getty Images

Traineeship: Kickstarter für den Berufseinstieg

Nach der akademischen Ausbildung mit Bachelor- oder Masterabschluss, kann der konkrete Übergang ins Berufsleben schon mal etwas holprig sein. Denn: Du bist in einem bestimmten Themenkomplex gut ausgebildet, aber dir fehlt die Praxis. Genau dafür ist ein Traineeship gedacht. Es bereitet dich auf deine angestrebte Stelle vor und ergänzt dabei dein akademisches Know-how um das nötige unternehmensspezifische Fachwissen. Wie ein Traineeship abläuft und was du dazu wissen solltest, haben wir für dich recherchiert. 

Definition Traineeship

Der Begriff "Traineeship" übersetzt sich ganz einfach als "Praktikum" ins Deutsche. Hier besteht allerdings Verwechslungsgefahr, denn das, was man in Deutschland unter einem Trainee-Programm versteht, ist nicht das Gleiche wie ein Praktikum! Besser passt die etwas sperrige Bezeichnung "unternehmensspezifische Ausbildung". Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei nicht um eine "normale" Ausbildung, sondern um eine, die dich nach deinem Uni-Abschluss in einem bestimmten Unternehmen auf eine bestimmte Aufgabe vorbereitet. Gleichzeitig wird diese zukünftige Aufgabe im Traineeship in den Gesamtkontext des Unternehmens gesetzt. Das heißt im Klartext: Als Trainee schnupperst überall rein, hilfst überall mit und hast dadurch am Ende einen besseren Durchblick, was deinen konkreten Aufgabenbereich angeht. 

Traineeship vs. Praktikum: 

Beide Programme sollen dir einen Überblick der Abläufe innerhalb eines Unternehmens verschaffen. Ein Praktikum dient dabei aber in der Regel nur zur beruflichen Orientierung, während dich ein Trainee auf einen konkreten Job innerhalb des Unternehmens vorbereitet. 

Der richtige Zeitpunkt für dein Traineeship

In der Regel schließt du ein Traineeship deinem Bachelor- oder Masterstudium an. Es ist sozusagen das Bindeglied zwischen akademischer und unternehmensspezifischer Ausbildung. 

Das Modell ist aber dynamisch und du kannst zum Beispiel auch die Möglichkeit bekommen, noch während des Studiums ein Traineeship zu beginnen und berufsbegleitend deinen Abschluss zu machen. 

Auch im späteren Berufsleben ist ein Traineeship nicht ausgeschlossen. Es kann auch Quereinsteigern/-innen als Einstiegsprogramm in ein neues Unternehmen dienen. 

Voraussetzungen

Voraussetzung für ein Traineeship ist in der Regel ein abgeschlossenes Studium. Sowohl der Bachelor- als auch der Master-Abschluss können dabei anerkannt werden. Das "Trainee" ist aber kein geschützter Begriff und deshalb können die Voraussetzungen für ein solches Programm variieren. Auch eine abgeschlossene Berufsausbildung plus zirka ein Jahr Berufserfahrung kann dich qualifizieren. Schon während deines Studiums kannst du unter Umständen bereits ein Traineeship beginnen, wenn du innerhalb des Trainee-Zeitraums deinen Abschluss machst. 

Insgesamt solltest du aber immer einige Softskills und die nötige Motivation für eigenverantwortliche Praxiserfahrungen mitbringen.

Aufbau und Dauer

Je nach Unternehmen können Aufbau und Dauer eines Traineeships stark variieren. Vor allem die Unternehmensgröße spielt eine wichtige Rolle. Auch die konkrete Position, auf die dich das Trainee-Programm vorbereiten soll, beeinflusst Ablauf und Dauer. 

Aufbau

Wie gesagt kommt es stark darauf an, in welchem Unternehmen du dein Traineeship absolvierst und welche interne Position das Ziel ist. Der konkrete Ablauf eines Traineeships ist also nur schwer zu definieren. Ganz allgemein kann man aber sagen, dass du in alle Bereiche hineinschnuppern wirst, die direkt oder indirekt mit deinem späteren Aufgabenbereich in Verbindung stehen. Je höher die angestrebte Position, desto umfangreicher natürlich auch die relevanten Unternehmensprozesse.

Dauer

In einem kleinen Unternehmen dauert das Traineeship vielleicht nur sechs Monate und danach bist du voll qualifiziert. Strebst du in einem wirklich großen Unternehmen (beispielsweise der Telekom) eine Führungsposition im Management an, werden aus sechs schnell 24 Monate. Das hängt vor allem damit zusammen, wie viele Abteilungen deiner unter- bzw. zugeordnet sind.

7 Vorteile des Trainee-Programms

Es gibt viele gute Gründe, ein Traineeship dem Direkteinstieg ins Berufsleben vorzuziehen. Wir haben die sieben wichtigsten für dich zusammengestellt: 

1. "Fließender" Einstieg ins Arbeitsleben

Nach dem Uniabschluss, hast du eine sehr lange akademische Laufbahn hinter dir (zwölf bis 13 Jahre Schule sowie mindestens drei bis fünf Jahre Uni) und der Direkteinstieg in einen Vollzeitjob kann da auch mal schwerfallen. Ein Traineeship geht etwas eleganter mit diesem "Szenenwechsel" in deinem Leben um, denn Aufgaben werden dir schrittweise übertragen und du hast die Möglichkeit, in den Job "hineinzuwachsen". 

2. Mentoring

In einem Trainee-Programm bekommst du nicht einfach einen Arbeitsplan und musst dann irgendwie damit zurechtkommen. Stattdessen steht dir in der Regel ein Mentor oder eine Mentorin zur Seite, der oder die dir die unternehmensinternen Abläufe erklärt und dich coacht. Hast du Fragen oder Probleme, ist er oder sie deine erste Anlaufstelle.

3. Networking

Ein Unternehmen besteht zwar aus einzelnen Abteilungen, aber irgendwie gehören letztlich doch alle zusammen und greifen ineinander. Um das große Ganze zu überblicken, kann es da extrem hilfreich sein, in jeder Abteilung einmal mitgeholfen zu haben. Genau das ist die Grundstruktur eines Trainee-Programms. Du bekommst nicht nur die Prozesse mit, die direkt mit deinem Aufgabenbereich in Verbindung stehen, sondern auch die, die es nur indirekt tun. Parallel lernst du nach und nach mehr Mitarbeiter/-innen kennen und hast den besseren Überblick, wer für was verantwortlich ist und an wen du dich mit bestimmten Anliegen wenden kannst. 

4. Weiterbildung

Ein gutes Traineeship zeichnet sich auch durch die Möglichkeit zur Weiterbildung aus. Das heißt, du bekommst regelmäßige Schulungen, die mit deinem Aufgabenbereich in Verbindung stehen. Schulungen im Bereich HTML sind zum Beispiel in vielen digitalen Unternehmen unverzichtbar. Diese Schulungen kannst du dir in der Regel auch zertifizieren lassen und deinem Lebenslauf bzw. deinem Qualifikationskatalog beifügen. 

5. Gehalt

Noch einmal: Ein Traineeship ist kein Praktikum! Und genau deshalb solltest du auch einen kritischen Blick auf dein Trainee-Gehalt werfen. Du hast immerhin einen akademischen Grad (Bachelor oder Master) und solltest von einem /-r seriösen Arbeitgeber /-in auch entsprechend bezahlt werden. Natürlich bist du technisch gesehen noch in Ausbildung, also erwarte auch nicht zu viel. Hier kommt es ebenfalls auf die Unternehmensgröße an. Während du bei einem Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern /-innen mit circa 38.000 Euro Bruttojahreseinkommen rechnen kannst, sind es bei den ganz großen Firmen mit über 20.000 Mitarbeitern/-innen schon circa 56.000 Euro brutto im Jahr. 

6. Fachbezug

Vermutlich hast du dir das Unternehmen, in dem du dein Traineeship absolvierst, nicht ohne Grund ausgesucht. Das heißt: Der Bezug zu deinem Studienabschluss ist da. Das Trainee-Programm setzt nun dein akademisches Fachwissen in den unternehmensspezifischen Kontext und du lernst, Inhalte aus dem Studium mit dem beruflichen Alltag zu verknüpfen. Das ist der Schritt, den viele Direkteinsteiger /-innen nach der Uni oft beklagen, wenn sie so etwas anmerken wie: "Ich habe drei Jahre studiert und fühle mich trotzdem nicht bereit für einen Job!"

7. Übernahme 

Ein Traineeship sollte idealerweise mit deiner direkten Übernahme im Unternehmen enden. Du hast nun einen guten Überblick über alle Abläufe, hast Kontakte hergestellt und bist an deinen Aufgaben gewachsen. Jetzt mit einem Zertifikat "abgespeist" zu werden, kann frustrierend sein, denn – ob gut ausgebildet oder nicht – in einem neuen Unternehmen fühlst du dich ja doch wieder wie ein /-e Anfänger /-in. Kläre also vor Beginn deines Traineeships ab, ob dein /-e neue /-r Arbeitgeber /-in dich mit dem Ziel einer Übernahme einstellen möchte. In der Regel bekommst du dann einen Arbeitsvertrag, der auf die Dauer deines Trainees begrenzt ist und eine mündliche Zusage für die geplante Übernahme. 

Nachteile

Da das Trainee Modell noch relativ neu ist, gibt es noch einige kleinere Nachteile. Das sind vor allem:

  • Fehlende Sicherheit: Ein Traineeship unterliegt keinen festen Regeln wie eine Berufsausbildung. Dementsprechend hast du eine gewisse Planungsunsicherheit, einen zeitlich eng begrenzten Vertrag und keine Übernahmegarantie
  • Bezahlung: Dein Traineeship sollte auf jeden Fall ordentlich vergütet sein, da du bereits einen Uniabschluss mitbringst. Auch hier hat der/die Arbeitgeber/-in aber die Fäden in der Hand und eine unterdurchschnittliche Bezahlung kann schnell zum Regelfall werden. 
  • Arbeitslast: Als Trainee bist du in einem Unternehmen letztlich auch ein "Springer". Das ist einerseits sinnvoll, weil du alle Abteilungen kennenlernst, allerdings kann es auch dazu führen, dass dir nur die unliebsamen Aufgaben zugeschoben werden.
  • Ansprüche: Ein Traineeship soll deinem Berufseinstieg dienen, da ist es denkbar schlecht, wenn du erst einmal einen ganzen Katalog an Voraussetzungen erfüllen musst. Meist genügt ein Bachelorabschluss, aber mehr als ein Masterabschluss und ggf. ein Sprachzertifikat sollte nicht vorab verlangt werden.

Zukunftsaussichten

Nach einem Trainee ist dir die Übernahme ins Unternehmen zwar nicht automatisch sicher, aber deine Chancen sind trotzdem sehr gut. Normalerweise bieten Unternehmen ein Traineeship an, um Personal gezielt für ihr Unternehmen zu generieren oder sogar Führungspositionen zu besetzen. Für den Fall, dass du nicht übernommen wirst, ist aber die Kombination aus Studium und Praxisbezug während des Trainees trotzdem ein Einstellungskriterium, das eindeutig für dich spricht.

Alternativen

Ein Traineeship kommt für dich nicht infrage? Kein Problem, denn es gibt gleich mehrere gleichwertige Alternativen:

  • Praktikum: Das gute, alte Praktikum verschafft dir einen Überblick und die nötige Orientierung, bevor du richtig in einem Unternehmen durchstartest. Vielleicht willst du auch verschiedene Branchen ausprobieren, bevor du dich festlegst.
  • Dualer Masterstudiengang: Du möchtest dein akademisches Profil noch etwas ausschärfen, aber trotzdem bereits Praxiserfahrung sammeln? Das geht auch mit einem Dualen Masterstudiengang. Angebote dazu findest du im UNICUM Karrierezentrum.
  • Ausbildung: Eine Ausbildung kann auch als Absolvent dein Profil gut ergänzen. Ein Abschluss in Maschinenbau und eine Ausbildung im Bereich Elektrotechnik ergänzen sich beispielsweise ausgezeichnet. Du sammelst die nötige Praxiserfahrung und kannst durch deine Vorerfahrung die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Danach bist du mehr als bereit für eine gut bezahlte Position.

FAQ: Häufige Fragen

Werden Trainees bezahlt?

Ja, Trainees werden bezahlt. Da du im Trainee bereits einen Uniabschluss hast, wirst du in der Regel auch entsprechend bezahlt. Je nach Unternehmen kann das Gehalt schwanken, aber der aktuelle Mindestlohn ist dir natürlich  immer sicher.

Was sind Traineeships?

Trainee kommt von "training on the job" und bedeutet, dass du innerhalb eines festgelegten Zeitraums verschiedene Abteilungen eines Unternehmens kennenlernst. Das Ziel ist dabei, dich für eine bestimmte (Führungs-)Position auszubilden. Man spricht auch von einer "unternehmensspezifischen Ausbildung".

Warum Trainee anstatt Direkteinstieg?

Bei einem Direkteinstieg startest du direkt in einer ganz konkreten Position innerhalb eines Unternehmens. Ein Trainee kann oft sinnvoller sein, weil es dir einen besseren Überblick über die verschiedenen Abteilungen und deren Zusammenhänge verschafft.

Traineeship: Alle Infos im Überblick

  • Ein Traineeship ist nicht einfach nur ein Praktikum, sondern eine "unternehmensspezifische Ausbildung".
  • Als Trainee wirst du nach deinem Uniabschluss auf eine bestimmte Position innerhalb eines Unternehmens vorbereitet. 
  • Inhalte und Dauer des Trainee-Programms hängen vor allem mit der Unternehmensgröße und der angestrebten Stelle zusammen.
  • In der Regel steht dir ein Mentor oder eine Mentorin zur Seite, der oder die dir bei der Orientierung im Unternehmen hilft und dir nach und nach deine Aufgaben überträgt. 
  • Ein Traineeship kann direkt nach der Uni sinnvoller sein als der Direkteinstieg, weil du Aufgaben schrittweise übernehmen und unternehmensinternes Networking betreiben kannst.

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