Wann ein Traineeprogramm Sinn macht

Denise Haberger - 07.09.2016

Woran man ein gutes Traineeprogramm erkennt

Ist ein Traineeprogramm das Richtige für dich? | Foto: Photocase/Hasselblad

PRO TRAINEE-PROGRAMM

Umfassender Einblick

  • Trainees durchlaufen in der Regel mehrere Stationen bei ihrem neuen Arbeitgeber. So lernen sie Unternehmensbereiche, -strukturen, -standorte und -kultur intensiv kennen – ein Vorteil zu Einsteigern, die in einer Abteilung „festhängen“. „Eine klare Businessausrichtung ist erforderlich, es muss also zunächst das Verständnis für Unternehmenszusammenhänge geschaffen werden“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Christine Wegerich vom Lehrstuhl für Personalmanagement und -entwicklung an der HAW Würzburg-Schweinfurt und Autorin des „Handbuchs Traineeprogramme“.

Weiterbildung for free

  • Gute Unternehmen investieren in ihre Trainees. Daher gehören neben der Rotation (Training on the job) idealerweise fachliche und persönliche Weiterbildungsmaßnahmen (Training off the job) dazu.

Intensive Betreuung

  • Trainees bekommen meist einen Mentor zur Seite gestellt. Der fungiert als direkter Ansprechpartner und hilft bei Fragen und Problemen weiter. Mentoren beurteilen ihre Trainees auch. Deshalb sollte man die Chance nutzen, regelmäßig Feedback einzuholen.

Wertvolles Netzwerk

  • Trainee lernt man viele Kollegen und Vorgesetzte kennen. Gibt es mehrere Trainees im Unternehmen, so kann man sich gut untereinander austauschen und von den Erfahrungen der anderen profitieren. „Ein gutes Programm etabliert frühzeitig soziale Netzwerke, die sich im Anschluss an das Traineeprogramm verschiedentlich auszahlen können“, sagt Prof. Dr. Ingo Weller vom Institut für Personalwirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er hat die Einführung einer Auszeichnung wissenschaftlich begleitet, mit der faire und nachhaltig angelegte Traineeprogramme gekennzeichnet werden.
     

CONTRA TRAINEE-PROGRAMM

Aufwendiger Auswahlprozess

  • Trainees müssen sich nicht selten in einem umfassenden Auswahlprozess durchsetzen. Dazu gehört in der Regel ein Assessment-Center. Das bestätigt auch Prof. Weller: „Die Einstiegshürde dürfte problematisch sein, Traineeprogramme sind oftmals sehr selektiv.“

Abstriche beim Gehalt

  • Dasselbe Gehalt wie ein Direkteinsteiger gibt es selten, wie hoch die Differenz ausfällt, hängt vom jeweiligen Programm ab.
    Mit durchschnittlich zehn Prozent weniger muss man aber rechnen. „Auch wenn Trainees zum Teil ein geringeres Einstiegsgehalt haben, so ist das enorme Angebot an Lernmöglichkeiten nicht außer Acht zu lassen. Das lässt sich zum Teil nicht monetär aufwiegen, was der einzelne für sich mitnehmen kann“, so Christine Wegerich.

Kaum Beständigkeit

  • Der umfassende Einblick, den man durch die Rotation bekommt, bedeutet natürlich gleichzeitig, dass man nicht lange in einer Abteilung bleibt. Trainees müssen sich also oft und schnell auf neue Situationen, Aufgaben und Kollegen einstellen. Nichts für unflexible und kontaktscheue Menschen. Auch inhaltlich gesehen ist es aufgrund der zeitlichen Begrenzung in einer Abteilung kaum möglich, sich länger mit einem Thema auseinanderzusetzen.

Keine Übernahmegarantie

  • Meist gibt es nur eine befristete Stelle für die Dauer des Traineeprogramms. Der feste Job folgt dann nur, wenn man sich bewährt hat. Im Vergleich zum Direkteinsteiger, der oft „nur“ die Probezeit überstehen muss, ein klarer Minuspunkt.

Wem raten sie was?

Prof. Christine Wegerich:

„Hochschulabsolventen, die die Fähigkeit haben, sich in kurzer Zeit in neue Themenstellungen einzufinden und zielorientiert zu arbeiten, bringen für ein Traineeprogramm viel mit. Was häufig unterschätzt wird ist, dass Trainees im Fokus stehen und auch mit Top-Managern Kontakt haben – davor darf man als Teilnehmer nicht zurückschrecken. Absolventen, die sich gerne vertieft mit einer Aufgabe beschäftigen und sich zunächst auf einen Bereich spezialisieren möchten – für diese Menschen ist ein Direkteinstieg sicherlich optimal.“
 

Prof. Ingo Weller:

„Traineeprogramme sind für Absolventen interessant, die eine Führungskarriere im klassischen Sinne anstreben; teilweise werden auch Expertenkarrieren abgebildet. Sie sind sicher auch für Neueinsteiger relevant, die sich noch nicht kategorisch auf einen bestimmten Karrierepfad oder auf eine bestimmte Rolle festgelegt haben. Die persönliche Entwicklung im Direkteinstieg verläuft oftmals etwas „linearer“ oder geradliniger als im Traineeprogramm, was vor allem für bereits fachlich gefestigte oder auch risikoscheue Kandidaten interessant ist.“

Daran erkennt man ein gutes Traineeprogramm:

  • Nicht zu kurz und nicht zu lang: „Sinnvolle Zeiten bewegen sich zwischen 9 und 24 Monaten, wobei 18 Monate ein guter Standard ist“, erklärt Ingo Weller.
  • Rotierende Einsatzorte im Unternehmen, entweder allgemein oder projektbezogen
  • Gute Betreuung im Rahmen von Mentoren-Programmen
  • spezielle Fach-, Führungs- und Persönlichkeitstrainings
  • Zielsetzungs- und Feedbackinstrumente: „Ein persönliches Lernen ist wichtig, bei dem Teilnehmer durch Selbst- und Fremdreflexion sich kennen lernen und weiterentwickeln kann“, weiß Prof. Wegerich.
  • Möglichkeiten der unternehmensinternen Vernetzung
  • Teilnahme an Qualitätsprüfungen

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