Persönlichkeitstypen: So gehst du richtig mit ihnen um
Verschiedene Persönlichkeitstypen erfordern verschiedene Umgangsstrategien. Wir zeigen dir, was dazu im beruflichen Kontext wichtig ist. | Foto: Amy Hirschi / Unsplash
Persönlichkeitstypen im Berufsleben: So gehst du am besten mit ihnen um
Wir alle haben Personen in unserem Umfeld mit denen wir lieber nicht allzu viel zu tun haben wollen. Was im privaten Kontext kein Problem ist, kann im Berufsalltag schnell zum Problem werden, denn hier bist du womöglich gezwungen auch mit den ganz unangenehmen Persönlichkeitstypen zu interagieren. Wie du in so einem Fall am besten vorgehst und welche Persönlichkeitstypen du häufig im Büro antriffst, liest du hier.
Der Boss-Typ
Ihn wirst du sicher schnell erkennen, denn er lässt dich zittern, knallt dir verbal einen vor den Latz, führt dich vielleicht sogar öffentlich vor. Wladimir Putin ist prototypisch für diesen Charakter. "Das ist sein normales Ritual. Er will testen, ob es sein Gegenüber auch mal etwas kräftiger hingelangt aushält", verrät Dr. Jens Hoffmann.
Der Profiling- Experte weiß aber auch, dass das nicht unbedingt böse gemeint ist: "Boss-Typen denken im Rudel. Es ist wichtig, dass sie ganz oben in der Hierarchie stehen. Dazu gehört aber auch, Verantwortung für andere zu übernehmen. Sie können auch fürsorglich sein."
So gehst du mit ihm um
Boss-Typen mögen Menschen, die würdige Gegner sind. Deswegen solltest du dich nicht beeindrucken lassen oder dich gar kleinmachen. Allerdings am besten, ohne seine Macht infrage zu stellen.
Der Narzisst
Wenn jemand nur von eigenen Erfolgen erzählt und nach Bewunderung sucht, hast du es vermutlich mit einem Narzissten zu tun. "Diese halten sich selbst für besonders überlegen und geistreich, etwas, was in der Psychologie 'Grandiosität' bezeichnet", sagt Dr. Jens Hoffmann. Damit einher gingen oft gute Führungsqualitäten.
Schwierig sei es hingegen nur, wenn weit auseinanderklafft, was ihr Selbstbild ist und was sie wirklich auf die Beine stellen: "Dann kommt häufig die sogenannte 'Kränkbarkeit' hinzu. Das heißt, sie fühlen sich schnell angegriffen, sind ungeheuer nachtragend und versuchen, einem eins auszuwischen."
So gehst du mit ihm um
"Man muss aufpassen, nicht in einen Größenvergleich nach dem Motto: 'Wer ist hier der Schönste, Tollste, Beste ...?' hineinzugeraten", so der Experten-Rat. Gleichzeitig solltest du dich aber auch nicht verstecken, sondern zu dir stehen. Und Dinge nicht persönlich nehmen.
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Jetzt lesenDie dramatische Persönlichkeit
Kommt so jemand zu spät zu einem Meeting, schleicht die Person sich nicht etwa unauffällig hinein, sondern sorgt dafür, dass alle Augen auf sie gerichtet sind. Vielleicht ein bisschen im Harald-Glööckler-Style. Sie erlebt ständig emotionale Aufs und Abs und lässt sich auch nicht nehmen, jeden daran teilhaben zu lassen. Für das Arbeitsklima ist das gar nicht so schlecht, denn Dramatiker können die Stimmung nach oben bringen und sehr herzlich und einfühlsam, quasi die "gute Seele" sein.
So gehst du mit ihm um
"Auf keinen Fall sagen: 'Meine Güte, so schlimm war das also?' oder denjenigen sonst wie in der Dramatik bestärken", empfiehlt Dr. Jens Hoffmann. Stattdessen solltet du die Person ein bisschen runterholen und, wenn nötig, auf den sachlichen Aspekt hinweisen. "In der Regel nehmen sie einem das Dazwischenreden auch nicht übel."
Die wachsame Persönlichkeit
Wachsame Menschen wirken ruhig und sachlich, sind etwas zurückhaltend. Man erfährt wenig über Privates, denn sie haben ein gesundes Misstrauen und halten etwas hinterm Berg, weil sie Angst haben, verletzt zu werden.
Aufs Berufliche bezogen weisen sie eine hohe Kompetenz auf, weil sie einen anderen Blick auf Dinge haben und Entscheidungen kritisch hinterfragen. Diese Verhaltensweise könnt du übrigens auch bei Angela Merkel beobachten. Dabei sind Boss-Typen oder Narzissten wesentlich häufiger unter Politikern zu finden.
So gehst du mit ihm um
"Die Sachlichkeit, Kühle nicht persönlich nehmen. Das hat nichts damit zu tun, dass man jemanden nicht mag", erklärt Dr. Jens Hoffmann und rät gleichzeitig, die Person nicht auszutricksen: "Das würde die Vertrauensbasis natürlich weiter gefährden."
Die strukturliebende Persönlichkeit
"Es ist dankbar, wenn im Team jemand dabei ist, der Wert auf Struktur und Details legt, weil man sich darauf verlassen kann, dass er Aufgaben gut und ordentlich erledigt", sagt der Psychologe und gibt gleichzeitig zu bedenken: "Man muss aufpassen, dass man die Person nicht ins Burn-out treibt, weil sie zu viel aufgeladen bekommt." Kreative Tätigkeiten oder im Vordergrund zu stehen, sind hingegen meistens nichts für diesen Persönlichkeits-Typ.
So gehst du mit ihm um
Auf keinen Fall genervt sein, wenn öfter mal nach dem Ablauf einen Projektes o. Ä. gefragt wird. Es ist wichtig, alle Details durchzusprechen. Wenn du mal zu spät zu einer Verabredung kommt, der Person kurz Bescheid sagen. Und statt zu drängeln, wenn du auf etwas wartet, solltet du lieber ermutigend sagen: "Das hat eine sehr hohe Qualität, wie du das machst."
Die passiv-aggressive Persönlichkeit
Vor diesem Typus warnt Dr. Hoffmann ausdrücklich, weil er schlecht für die Team-Dynamik sei: "Er hat ein großes Problem mit Autoritäten, zeigt es aber nie direkt, sondern sagt z. B.: 'Ja, ich liefere das bis nächsten Mittwoch' ´– und dann kommt irgendetwas dazwischen."
Passiv-Aggressive sagen also nicht direkt, was sie wollen bzw. nicht wollen, sondern drücken ihren Unwillen indirekt aus. Sie sind dadurch verdeckte Bremser und schaffen es nur selten in Führungspositionen.
So gehst du mit ihm um
Am besten nicht zu autoritär auftreten, sondern auf gleicher Ebene. Bei gemeinsamen Projekten immer Zwischenschritte vorlegen lassen. Probleme solltet du auf unterstützende Art und Weise ansprechen und auf gar keinen Fall denjenigen mit einer enttarnten Lüge zur Rede stellen.
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Jetzt lesenZur Person: Dr. Jens Hoffmann
Dr. Jens Hoffmann ist Kriminalpsychologe und Experte für Profiling. Er leitet das Institut für Psychologie & Bedrohungsmanagement (I:P:Bm) und ist einer der Geschäftsführer des "Teams Psychologie & Sicherheit", das Unternehmen, Behörden und Personen des öffentlichen Lebens berät.
In seinem Buch "Menschen entschlüsseln: Ein Kriminalpsychologe erklärt, wie man spezielle Analyse- und Profilingtechniken im Alltag nutzt" (mvg Verlag) sind diese sechs und zwei weitere Charaktere noch ausführlicher beschrieben.
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