Behinderung erwähnen in der Bewerbung? Was du wissen solltest

Erfolgreich bewerben mit einer Behinderung | Foto: Thinkstock/junce
Muss ich meine Behinderung bei der Bewerbung erwähnen?
Manche Behinderungen sind auf den ersten Blick erkennbar, andere nicht. Aber auch die Tatsache, dass du zum Beispiel im Rollstuhl sitzt, ist ja in deinem Lebenslauf nicht zwingend sofort erkennbar. Auch chronische Erkrankungen wie Multiple Sklerose sieht man deiner Bewerbung natürlich nicht an. Wie also damit umgehen? Direkt im Lebenslauf erwähnen? Warten bis zum Vorstellungsgespräch? Überhaupt ansprechen? Fragen über Fragen. Generell gilt: Verpflichtet bist du zu gar nichts! Allerdings gibt es einige sinnvolle Strategien mit denen du bei der Bewerbung vorgehen kannst, um das optimale Vorgehen für dich auszuloten.
Definition "Schwerbehindert"
Der Nachweis über eine bestehende Behinderung muss in Deutschland beantragt und bewilligt werden. Dazu werden entsprechende Nachweise von behandelnden Ärzten /-innen geprüft und dann entschieden, welchem Grad der Behinderung (GdB) sie entsprechen. Ab einem GdB von 50 spricht man von einer Schwerbehinderung und diese bringt verschiedene Ausgleichsleistungen für die betroffene Person mit sich. Zum Beispiel hast du einen höheren Steuerfreibetrag, mehr Urlaubstage und einen umfangreicheren Kündigungsschutz. Hast du zusätzlich ein Prüfzeichen im Ausweis (z.B. G für "gehbehindert", Gl für "gehörlos", oder H für "hilflos") sind die Leistungen noch einmal deutlich umfangreicher.
Darf ich meine Behinderung verschweigen?
"Niemand ist verpflichtet seine Behinderung anzugeben" ,stellt Susanne Schnieber (Bundesagentur für Arbeit)generell klar. Denn so lange sich die Behinderung, egal welcher Art, nicht auf die Arbeitsfähigkeit auswirkt, muss sie auch nicht in eine Bewerbung hinein. Aber was tun, wenn das eben doch der Fall ist?"
In diesem Fall würde ich die Behinderung nicht unbedingt im Lebenslauf oder im Anschreiben erwähnen. Im Einstellungsgespräch aber sollte es zur Sprache kommen – wenn auch nur nebensächlich. Macht jemand eine zu große Sache daraus, könnte es wirken, als wäre es doch eine große Beeinträchtigung" ,so Schnieber.
Verschweigen solltest du eine Behinderung auf keinen Fall, wenn sie dich in der Ausübung deiner Arbeit stark beeinträchtigt. Denn das hat tatsächlich rechtliche Konsequenzen. In allen anderen Fällen gilt: Du kannst sogar verneinen, wenn du explizit nach einer Behinderung gefragt wirst, denn Angaben zu deiner Person, die sich nicht auf die Ausübung deiner Arbeit auswirken, musst du grundsätzlich nicht machen.
Sollte die Behinderung aber wie gesagt den Arbeitsalltag stark beeinträchtigen, kann es sinnvoll sein, sie auch schon im Bewerbungsschreiben zu erwähnen. Dann am besten mit dem Zusatz, dass die Nachteile durch die Beeinträchtigung(en) durch besondere Leistungsfähigkeit in anderen Bereichen ausgeglichen werden.
Überforderung hat keinen Sinn!
Eine offensichtliche Behinderung nicht zur Sprache kommen zu lassen, könnte unangenehme Fragen nach sich ziehen. Auch wenn es empfehlenswert ist, eine Behinderung zu erwähnen, ist es prinzipiell jedem selbst überlassen, ob und an welcher Stelle er das tut.
"Lohnenswert für Jobinteressierte mit Behinderungen ist ein Blick auf die sozialen Aktivitäten und Projekte des potenziellen Arbeitgebers", erklärt Schnieber weiter. Setzt er sich für Menschen mit Behinderungen ein? Werden bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung Behinderte bevorzugt berücksichtig? Unterstützt er Menschen mit Behinderungen vielleicht sogar?
Wichtig ist in jedem Fall, dass man sich darüber klar wird, ob man den Anforderungen des Jobs auch wirklich gewachsen ist. Denn überfordert die Stelle wegen der Behinderung, ist ein Arbeitsverhältnis weder für den Arbeitnehmer noch für den Arbeitgeber sinnvoll.
Wichtig:
Habe niemals das Gefühl, dass du einen "Nachteil" für dein /-n Arbeitgeber /-in darstellen könntest! Unternehmen erhalten nämlich sogar Zuschüsse vom Land, wenn sie Menschen mit einem Behinderungsgrad ab 50 GdB einstellen und/oder weiterbilden.

Überforderung – was tun, wenn alles zu viel wird?
Jetzt lesen3 Möglichkeiten eine Behinderung bei der Bewerbung anzusprechen
Du kennst deine Rechte und deine Bedürfnisse, aber wie spricht man denn nun eine Behinderung am besten an? Wir zeigen dir drei elegante Möglichkeiten:
1. Die Behinderung im Lebenslauf angeben
Das geht auf jeden Fall! Wie genau du es machen willst, bleibt dir überlassen. Du kannst ganz nüchtern deinen GdB in der Kategorie "Sonstiges" vermerken, aber den Sachverhalt auch subtil unter "Fähigkeiten" einbringen. In etwa so:
"Durch meine körperliche Einschränkung ergeben sich im Alltag für mich oft herausfordernde Situationen, die ich mit Spaß und Selbstbewusstsein meisterte. Auf die gleiche Weise nähere ich mich gern jederzeit neuen Herausforderungen im Job an."
2. Die Behinderung beim Vorstellungsgespräch erwähnen
Tauchst du bei deinem Bewerbungsgespräch im Rollstuhl oder mit einer Gehhilfe auf, ist der Fall natürlich schnell klar. Aber wie geht man im Bewerbungsgespräch mit einer unsichtbaren Behinderung um? Hier ist ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt, denn du willst natürlich kein Mitleid heischen, aber offen wirken. Sieh erst einmal wie sich das Gespräch entwickelt und streue die Information ganz nebenbei an passender Stelle ein. Wird zum Beispiel nach deinen Erfahrungen in der Ausbildung oder im Studium gefragt, könntest du folgendes antworten:
"In meiner Ausbildung/ meinem Studium habe ich mich immer sehr gut unterstützt gefühlt. Bei eventuellen Problemen konnte ich mich immer an meine Dozenten /-innen / Mitarbeiter /-innen wenden, auch wenn es um meine Behinderung ging."
Erlaube dir ruhig ein wenig mit psychologischen Tricks zu arbeiten und mache deutlich, dass deine Behinderung nie ein Problem dargestellt hat, oder unkomplizierte Lösungen gefunden werden konnten, falls doch. Das gibt potenziellen Arbeitgeber /-innen eine gewisse Sicherheit, dass im Umgang mit dir keine Komplikationen zu erwarten sind.
3. Die Behinderung nach der Einstellung ansprechen
Dieser Fall ist etwas tricky, aber unter Umständen trotzdem sinnvoll. Wenn dich deine Behinderung im Alltag nicht beeinträchtigt, dir aber wichtig ist, dass dein /-e Arbeitgeber /-in Bescheid weiß, kommst du am besten mit Offenheit ans Ziel. Stell dir zum Beispiel ein lockeres Gespräch vor, bei dem du gefragt wirst, wie du dein Wochenende verbracht hast:
"Ich habe mit Freunden eine tolle Wandertour unternommen. Ich muss zwar wegen meiner Behinderung immer ein paar mehr Pausen einlegen, aber das ist ja kein Problem und ans Ziel kommen tue ich immer."
Auch hier: Selbstvertrauen ausstrahlen. Ja, die Behinderung ist da, aber sie bestimmt nicht dein Leben! Wird dann genauer nachgefragt, einfach ehrlich bleiben und keine große Sache daraus machen.
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