Die Weiterbildung zum Handelsfachwirt: Ablauf, Aufgaben und Gehaltsperspektiven

Celina Kumpernatz - 24.01.2019

Gehaltsaussichten - Handelsfachwirt

Die Doppelbelastung der Ausbildung lohnt sich und verspricht bessere Gehaltsaussichten | GettyImages/Kwangmoozaa

Handelsfachwirt /-in: Das musst du wissen!

Wenn du im Einzelhandel tätig bist und dort aufsteigen möchtest, könnte die Weiterbildung zum/zur Handelsfachwirt /-in genau das Richtige für dich sein. Welche Voraussetzungen dafür erfüllen solltest, was deine Aufgabenbereiche und deine Gehaltsaussichten sind, liest du hier. 

Ablauf der Abiturientenausbildung zum Handelsfachwirt

Die Ausbildung zum Handelsfachwirt / zur Handelsfachwirtin gehört zu den Abiturientenausbildungen. Diese zählt zu den Ausbildungsarten, bei der du eine Hochschul- oder Fachhochschulreife benötigst, sprich ein (Fach)-Abitur. Bei einer Abiturientenausbildung, die eine Sonderausbildung darstellt, handelt es sich um eine doppelt qualifizierende Erstausbildung, denn du absolvierst eine duale Ausbildung und zusätzlich dazu noch eine Zusatzqualifikation. Das heißt, genau wie bei einer klassischen dualen Ausbildung sammelst du theoretische und praxisnahe Erfahrungen im Handelsbereich, z.B. in der Ausbildung zum / zur Kaufmann / Kauffrau im Einzelhandel, und zusätzlich bildest du dich in der Weiterbildung zum Handelsfachwirt / zur Handelsfachwirtin weiter. Die Ausbildung dauert in der Regel zwischen 3 bis 4 Jahre. Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung kannst du dann direkt zwei Ausbildungsabschlüsse vorweisen.

Die Weiterbildung kannst du in nahezu allen Wirtschaftsbranchen absolvieren. Während dieser besuchst du ein sogenanntes Bildungszentrum. Hier wirst du ausführlich auf deine Prüfung sowie auf das spätere Arbeitsleben vorbereitet. Typische Fächer, die du während der Weiterbildung erlernst, sind beispielsweise Marketing, Verkauf oder Rechnungswesen. Im Laufe der Zeit wirst du ebenfalls in Fächern wie Unternehmensführung oder Personalmanagement geschult. Während der Ausbildung übernimmst du schon frühzeitig verantwortungsvolle Aufgaben, dementsprechend kannst du nach der Ausbildung direkt auf einer mittleren Führungsebene in das Berufsleben starten.

Diese Voraussetzungen werden für die Weiterbildung zum Handelsfachwirt (m/w/d) erwartet:

  • Hochschul- oder Fachhochschulreife
  • Ausbildungsvertrag in einem anerkannten kaufmännischen Ausbildungsberuf
  • Gute Noten in Mathematik, Englisch und Deutsch
  • Großer Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, aufgrund der Doppelbelastung und einem enormen Lernaufwand

Die Aufgabenbereiche und Einsatzgebiete von Handelsfachwirten

Handelsfachwirte steuern und beurteilen betriebliche Abläufe. Typische Aufgabenbereiche sind dabei beispielsweise:

  • Personalmanagement
  • Finanz- und Rechnungswesen
  • Ein- und Verkauf
  • Allgemeine Verwaltungstätigkeiten
  • Marketing und Werbung
  • Verkaufsverhandlungen

Handelsfachwirte übernehmen nach der Ausbildung oft Jobs mit Positionen für mittlere Fach- und Führungskräfte sowie des Abteilungs-, Filial- oder Bereichsleiters. Einerseits leiten sie ein eigenes Team und sind mit Aufgaben der Personalplanung, der Mitarbeitermotivation oder der Aufgabenverteilung beschäftigt. Andererseits müssen sie alle ihre Projekte und Aufgaben mit Vorgesetzten und Kollegen abstimmen, um so den Verantwortungsbereich klar zu strukturieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Handelsfachwirte während ihrer Arbeit berücksichtigen, ist die Berücksichtigung der Kundenwünsche. Dafür führst du anspruchsvolle Verkaufsgespräche mit deinen Kunden und verhandelst direkt mit deinen Lieferanten, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Um alle diese Punkte miteinander kombinieren und bewerkstelligen zu können, sollten Handelsfachwirte mit Verhandlungsgeschick, Kommunikationsstärke sowie einem selbstbewussten Auftreten überzeugen.

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Gehalt für Handelsfachwirte: Die Verdienstperspektiven

Hast du dich für die Ausbildung zum Handelsfachwirt entschieden, darfst du mit einem relativ hohen Ausbildungsgehalt rechnen. Das liegt natürlich daran, dass du quasi zwei Abschlüsse während einer Ausbildungsphase absolvierst und so auch eine enorme Doppelbelastung in Kauf nimmst. Dafür wirst du dann während der Ausbildung gehaltstechnisch belohnt. Wie viel man verdient, wird immer von verschiedenen Faktoren wie z.B. der Branche, dem Arbeitgeber und der Region beeinflusst. In der Regel kannst du im ersten Ausbildungsjahr zum Handelsfachwirt monatlich mit einem Gehalt zwischen 600 und 900 Euro brutto rechnen. Im zweiten Ausbildungsjahr steigt dieses auf bis zu 1000 Euro brutto und im letzten Ausbildungsjahr sogar bis zu 1800 Euro brutto im Monat an. Weitere Kosten, die beispielsweise während deiner Zeit im Bildungszentrum anfallen wie z.B. Anfahrtskosten, werden in der Regel von deinem Ausbildungsbetrieb übernommen.

Nach der Ausbildung bist du als Handelsfachwirt für verschiedene Einsatzgebiete und Positionen bestens vorbereitet. Du kannst also verschiedene Management-Positionen übernehmen. Mit diesem Know-how und der Verantwortung kannst du dich nach deiner Ausbildung auf ein Einstiegsgehalt zwischen 1800 und 3000 Euro brutto monatlich freuen. Die Spanne der Gehälter von Handelsfachwirten ist tatsächlich sehr groß, je nach Verantwortungs- und Aufgabenbereich. Wirst du z.B. Abteilungs- oder Verkaufsleiter liegen deine Gehaltsaussichten im Monat zwischen 2300 und 4600 Euro brutto.

Regionale Gehaltsunterschiede - hier verdienst du am meisten

Ein wichtiger Faktor bei der Gehaltsfrage, ist die Region, in der du arbeitest. Das ist beim Beruf des Handelsfachwirt nicht anders. Wie in vielen Berufen ist es auch hier gegeben, dass du im Osten vergleichsweise wenige verdienst. Wir geben dir hier einen Überblick, mit welchem Verdienst du in den verschiedenen Regionen Deutschlands als Handelsfachwirt rechnen kannst:

Region Stadtbeispiel Gehaltsspanne (brutto)
Norden Hamburg 1784 bis 3749 Euro
Osten Dresden 1398 bis 2937 Euro
Süden München 1931 bis 4476 Euro
Westen Düsseldorf 1994 bis 4190 Euro

Hier wird besonders deutlich, dass du im Süden oder Westen mit besseren Gehaltsaussichten rechnen kannst als z.B. in östlichen oder nördlichen Regionen. Ebenso erkennt man die große Gehaltsspanne, die in allen Regionen für dieses Berufsbild typisch ist.  

Weitere Faktoren, die dein Gehalt beeinflussen

Neben der Region, also deinem Arbeitsort, beeinflussen auch noch weitere Faktoren dein Gehalt. Entscheidend beispielsweise ist auch, welche fachbezogenen Erfahrungen du schon in diesem Bereich gesammelt hast. Kannst du schon einige erfolgreiche Schritte in deinem Leben vorweisen, macht sich das letztendlich auch bei deiner Gehaltshöhe bemerkbar. Ist dein Betrieb z.B. an einen Tarifvertrag gebunden, ist dein Einkommen von vornherein durch diesen festgelegt. An welchen Tarifvertrag sich dein Betrieb in diesem Fall orientiert, ist auch wieder abhängig von der Region sowie der Branche. Um dein Einstiegsgehalt nach der Ausbildung genau bestimmen zu können, wirst du in eine tarifliche Vergütungsgruppe eingestuft. Da du als ausgelernter Handelsfachwirt noch über eine Zusatzqualifikation verfügst, die über die normale abgeschlossene Ausbildung hinausgeht, wirst du in der Regel direkt in eine höhere Entgeltgruppe eingeordnet. Arbeitest du dann schon ein paar Jahre in diesem Beruf, kann sich auch das wiederum auf dein Gehalt auswirken, denn mit mehr Berufserfahrung steigt in der Regel auch dein Gehalt an. Weitere Faktoren, die ebenfalls dein Einkommen beeinflussen, sind beispielsweise die Größe des Unternehmens, in dem du arbeitest, sowie auch geschlechtsspezifische Unterschiede, denn nach wie vor verdienen Frauen in vielen Berufen immer noch weniger als Männer.  

Der weitere Karrierepfad

Hast du die Doppelbelastung der Ausbildung gut wegstecken können und du möchtest noch weiter die Karriereleiter hinaufsteigen, kannst du dich ebenfalls noch für ein Studium entscheiden. Bachelorstudiengänge mit einem Schwerpunkt wie Marketing, BWL oder Management bieten dir noch bessere Einstiege in bestimmte Führungspositionen und ermöglichen dir somit auch noch bessere Gehaltsaussichten. Möchtest du aber nicht komplett während dieser Zeit auf die Vorzüge des Berufslebens verzichten, kannst du das Studium auch berufsbegleitend absolvieren.

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