Profi-Tipps für die erste Gehaltsverhandlung

Kevin Kallenbach - 17.04.2018

Gehaltsverhandlung Vorbereitung

Viele lassen sich bei ihrer ersten Gehaltsverhandlung unter Wert verkaufen! | Foto: geralt/Pixabay

Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung: Vorher schlaumachen hilft

"Im Sport ist nur der erfolgreich, der gut trainiert – beim Gehaltsgespräch nur, wer sich damit ausgiebig auseinandergesetzt hat", sagt Claudia Kimich, Verhandlungsexpertin aus München und Autorin des aktuellen Buchs "Verhandlungstango – Schritt für Schritt zu mehr Geld und Anerkennung".

Gut vorbereitet zu sein, das heißt, zu wissen, was man wert ist. Einstiegsgehälter können je  nach Position und Unternehmen, Branche und Region variieren. Daher lautet der erste Schritt, diese Variablen hinsichtlich des angestrebten Einstiegsjobs in Vergleichsportalen wie personalmarkt.de nach Durchschnittsgehältern zu checken. "Sehr gute Quellen dafür sind Berufsverbände, Branchenreports, Tariftabellen oder die Bundesagentur für Arbeit", sagt Kimich.

Career Center und Coaching sind hilfreich zur Übung

Erst einmal klingt jedes Gehalt für Absolventen besser als der Studentenjob, der mit zehn Euro pro Stunde bezahlt wurde. An dieser Stelle machen viele junge Menschen, die direkt von der Uni kommen, laut Claudia Kimich einen großen Fehler: "Wer nur fragt: Was brauche ich? Wer sich seine Leistungen nicht bewusst macht und nur sieht, was man nicht hat: nämlich keine Berufserfahrung, der geht die Sache falsch an." Kimich rät, unbedingt eine Liste mit allen Jobs, Ehrenämtern, Praktika und Auslandsaufenthalten zu erstellen, die man in seinem Leben geleistet oder innehatte.  Dazu zählten auch die Mathenachhilfe oder Babysitten. Danach geht es darum, aus dieser Liste Fähigkeiten zu destillieren und daraus einen Nutzen zu konzipieren. "Aus der Mathenachhilfe wird die Fähigkeit, etwas Komplexes oder gar Technisches gut erklären zu können, und das ist ein ‚Social Skill‘, der für einen technischen Beruf wichtig sein kann", so Kimich.

Aus der Summe aller Qualifikationen ergibt sich ein Profil, das man auf die gewünschten Stellenanforderungen zuschneidet. Dafür braucht man Übung. "Lautes Aussprechen hilft als Vorbereitung. Am besten vor Freunden oder der Familie und mit dem Handy ein Video davon aufnehmen", gibt Kimich als Tipp. "Noch besser: Lassen Sie sich ein professionelles Coaching schenken!" Eine weitere Möglichkeit zur Vorbereitung bieten Career Center, die es an fast jeder Universität gibt. Die Serviceeinrichtungen für Studierende und Absolventen bieten Seminare zu Karriereplanung und Bewerbungsverfahren sowie Veranstaltungen zum Berufseinstieg.

Mit Selbstvertrauen hoch pokern

 "Die Gefahr, sich selbst zu enge Grenzen beim Gehalt zu setzen, ist groß", so die Expertin. "Daher ist es besser, zu hoch zu pokern als zu tief!" Das kann man am besten bei Bewerbungsgesprächen für Jobs üben, die man nicht gerne will, weil sie beispielsweise zu weit entfernt sind und man umziehen müsste in  eine ungeliebte Gegend. Wer hier, auch wenn man nur 45.000 Euro erwartet, 55.000 Euro verlangt und dafür eine Zusage bekommt, der weiß, dass er oder sie beim angestrebten Job auch so viel verlangen kann. "Mit einem Arbeitgeber, zu dem man nicht unbedingt will, lässt sich meist besser verhandeln – schon weil die Aufregung längst nicht so groß ist wie beim Traumjob", verrät Kimich.

Als Verhandlungscoach weiß sie, dass sich viele Absolventen unter Wert verkaufen, weil sie sich nicht gut einschätzen können. "Aber wer frisch von der Uni kommt, bringt auch neue Erkenntnisse mit, Wissen aus neuester Forschung zum Beispiel." Wieso sollte man also nicht Vertrauen ins eigene Potenzial haben? Selbstvertrauen zeigt man im Übrigen auch im Gespräch, wenn man den Konjunktiv mit allen Wendungen wie "könnte, müsste, würde" vermeidet. Bei jeder Gehaltsverhandlung gilt: "Legen Sie sich passende Argumente zurecht, kennen Sie Ihre Untergrenze und planen Sie mögliche Zugeständnisse Ihrerseits vor dem Gespräch mit ein! Und ganz wichtig: Bleiben Sie selbstbewusst!"

Hinweis

Die Diplom-Informatikerin Claudia Kimich gibt als Verhandlungsexpertin Coachings, Vorträge und Workshops  und schreibt Bücher rund um das Thema Gehaltsverhandlung.

FAQ: Häufige Fragen

Was sage ich bei Gehaltsverhandlungen?

Du solltest ruhig deine Wunschvorstellung selbstbewusst ansprechen. Bei Nachfragen, solltest du dir vorher Argumente für dich und dein Wunschgehalt zurechtlegen, um so deinen Chef zu überzeugen.

Wie hoch pokern bei Gehaltsverhandlung?

Als Faustformel gilt, dass du maximal 10 % mehr Lohn in einer Gehaltsverhandlung verlangen solltest. Pokerst du nämlich zu hoch, könnte eine Gehaltserhöhung ganz vom Tisch sein.

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